Wer sich regelmäßig seinen Tagträumen hingibt, neigt nicht nur zu Unkonzentriertheit, sondern auch zu Kreativität. Wir erklären dir, warum sich es sich lohnt, immer mal wieder das Hier und Jetzt zu verlassen.
Tagträumen bedeutet, in eigene Fantasiewelten zu flüchten. Gründe dafür können beispielsweise Konzentrationsmangel, Langeweile und Unaufmerksamkeit sein. Das passiert häufig, wenn du allein und entspannt bist oder Aufgaben nachgehst, die nicht deine volle Aufmerksamkeit beanspruchen. Du träumst also – nur eben im wachen Zustand.
Laut der Max-Planck-Gesellschaft kann man zwischen zwei Arten von Tagträumen unterscheiden: Einerseits gibt es das unabsichtliche Abschweifen der eigenen Gedanken. Andererseits sei es auch möglich, sich bewusst für das Tagträumen zu entscheiden, um verschiedene Szenarien im Kopf abzuspielen. Auf diese Weise kannst du Ereignisse, die in der Zukunft liegen, schon einmal durchdenken oder Lösungen für Alltagsprobleme, die dich gerade beschäftigen, finden.
Was passiert bei Tagträumen?
Sinneseindrücke und äußere Reize der Umwelt nehmen Tagträumer:innen kaum noch wahr. Sie fallen in einen Trance-Zustand, in dem sie sich voll und ganz den Bildern ihres inneren Auges zuwenden. Musik, Jogging-Runden oder Autofahrten stellen Situationen dar, in denen das Tagträumen üblicherweise eintritt. Die Handlungsabläufe bei diesen Aktivitäten sind meist so gut eingeübt, dass wir keine bewusste Aufmerksamkeit mehr darauf verwenden müssen, und so leicht in Tagträume abschweifen.
Nach Angaben der Harvard-Universität verbringen wir Menschen fast die Hälfte unserer wachen Zeit mit Tagträumen. Das Nachdenken darüber, was in der Zukunft sein könnte oder in der Vergangenheit besser gewesen wäre, kann auf Dauer aber auch unglücklich machen. Vergiss daher – trotz aller schönen Fantasiereisen – nicht, das Hier und Jetzt zu genießen. Achtsamkeitsübungen können dir helfen, den Moment bewusst wahrzunehmen und zu schätzen.
Die Vorteile des Tagträumens
In deinen Tagträumen können deine Gedanken in die Vergangenheit und Zukunft schweifen. Vielleicht träumst du davon, später einmal in deinem Traumberuf zu arbeiten oder aber du stellst dir vor, wie du zu an ein weit entferntes Urlaubsziel reist. So schön Tagträume auch sind, so werden sie oft erst einmal als etwas Negatives wahrgenommen: Sie galten als Ablenkung und unproduktive Zeitverschwendung. Dabei weisen aktuelle Studien darauf hin, dass das Abschweifen unserer Gedanken die eigene Kreativität fördern kann. Unsere Tagträume können dabei beispielsweise in folgenden Formen auftreten:
- Entwicklung kreativer Ideen
- Festigung von Erinnerungen
- Pläne schmieden
- Fördern vorausschauenden Denkens
- neue Blickwinkel und Perspektiven einnehmen
- als Rückzugsräume
Wie viel Tagträumen ist gesund?
Die wissenschaftlich belegten Vorteile des Tagträumens zeigen, dass es keinesfalls nur negativ ist, wenn du deine Gedanken im Alltag einmal schweifen lässt.
Nichtsdestotrotz können Tagträume auch negative Konsequenzen haben. So fand die Universität Zürich beispielsweise heraus, dass positive Zukunftsfantasien kurzfristig zu einer Stimmungsverbesserung führen, aber langfristig gesehen auch depressive Symptome auslösen können. Als Grund dafür führten sie an, dass Menschen, die ihre Gedanken oft schweifen lassen, insgesamt nicht so produktiv seien, dadurch weniger Erfolgserlebnisse und mehr Selbstzweifel hätten.
Johannes Golchert, Doktorand am Leipziger Max-Planck-Institut, erklärt wie man aus Tagträumen mehr Vor- als Nachteile zieht: „Kann man sie gut kontrollieren, sie also unterdrücken, wenn es wichtig ist, und ihnen freien Lauf lassen, wenn es möglich ist, kann man den größtmöglichen Nutzen aus ihnen ziehen.“
Allerdings gibt es auch krankhafte Formen dieser Gedankengänge, die sich hinter dem Begriff „maladaptives Tagträumen“ verbergen. Darunter versteht man eine Form der Sucht, bei der sich Betroffene stundenlang in Fantasiewelten verlieren. Durch dieses Verhalten würden, Studien zufolge, soziale Kontakte vermieden und Alltagsprobleme umgangen. Solltest du solch eine ausgeprägte Form des Tagträumens bei dir feststellen, solltest du dringend eine:n Psycholog:in aufsuchen. Zusätzlich können dir Meditation und Achtsamkeitsübungen helfen, um dich ganz bewusst auf dich selbst zu fokussieren.