Viele Raucher*innen halten Kräuterzigaretten für weniger schädlich als herkömmlichen Tabak – hauptsächlich, weil sie kein Nikotin enthalten. Der Gesundheit schaden sie aber trotzdem.
Was sind Kräuterzigaretten?
In Deutschland gibt es die Kräuterzigarette schon seit Mitte der 70er Jahre – gerade erlebt sie aufgrund der gesundheitlichen Vorzüge, die man ihr zuschreibt, einen Aufschwung. Anders als gewöhnliche Zigaretten enthält sie keine getrockneten Tabakblätter, sondern Kräuter oder Kräutermischungen wie beispielsweise:
- Pfefferminze
- Rosenblüten
- Eukalyptus
- Haselnuss
- Papaya
In den USA ist derzeit eine Variante mit grünem Tee besonders populär. Ihr wichtigstes Merkmal: Weil sie ohne Verwendung von Tabak hergestellt wird, ist sie nikotinfrei.
Kräuterzigaretten gelten nicht als gleichwertige Alternative zu nikotinhaltigen Standardzigaretten, sondern vor allem als Tabakersatz für Menschen, die mit dem Rauchen aufhören möchten. Besonders in der Übergangsphase sollen sie bei der Entwöhnung helfen. Äußerlich unterscheidet sich die kräuterhaltige Alternative dabei kaum von „Original“. Im Aroma dagegen hebt sie sich deutlich ab – nicht zuletzt deshalb sind Kräuterzigaretten Geschmackssache.
Umstritten sind aber auch ihre Auswirkungen: Macht das fehlende Nikotin sie tatsächlich weniger schädlich?
Rauchen bleibt ungesund – auch ohne Nikotin
Der amerikanische Mediziner Richard J. O’Connor kommt in einer Studie zu dem Schluss, dass Raucher*innen oft ein falsches Bild von Ersatzprodukten haben. Sie neigen dazu, Kräuterzigaretten und ähnliche Übergangslösungen gesünder einzuschätzen, als sie nach wissenschaftlichen Erkenntnissen tatsächlich sind.
Zu dieser Unsicherheit trägt die Tatsache bei, dass der Begriff relativ vage definiert ist: Als Kräuterzigaretten können zum Beispiel auch Produkte ausgewiesen sein, die nur anteilig aus Kräutern bestehen und ansonsten Tabak enthalten. Eine aktuelle Studie chinesischer Krebsforscher stuft solche „gemischten“ Kräuterzigaretten als ebenso krebserregend und suchtgefährdend wie gewöhnliche Zigaretten ein. Auch im Rahmen von O’Connors Studie nannten die Befragten oft Mischprodukte als vermeintlich gesündere Alternativen. Verbraucher*innen sollten also darauf achten, dass es sich beim Produkt ihrer Wahl tatsächlich um hundertprozentig nikotinfreie Kräuterzigaretten handelt.
Für eine geringere Schädlichkeit reiner Kräuterzigaretten wird oft damit argumentiert, dass bei ihnen die gesundheitlichen Risiken wegfallen, die man mit Nikotin verbindet. Nikotin verengt bei regelmäßigem Konsum die Blutgefäße und erhöht deshalb zum Beispiel das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Weniger schädlich bedeutet aber nicht automatisch gesünder: Auch wenn in Ersatzprodukten kein Nikotin steckt – beim Rauchen entstehen daneben noch andere Schadstoffe wie:
- Benzol
- Phenole
- Schwermetalle
- Kohlenmonoxid
Dass das auch für Kräuterzigaretten gilt, bestätigt zum Beispiel das Informationsportal „rauchfrei!“ im Dienst der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Wenn du eine Kräuterzigarette rauchst, nimmst du dabei dieselbe Menge Kohlenstoffmonoxid auf wie bei einer mit Tabak gefüllten. Ein Gesundheitsrisiko bleibt prinzipiell also bestehen.
Sind Kräuterzigaretten zur Entwöhnung geeignet?
Ersatzprodukte sollen die Entwöhnung leichter machen und langfristig ganz vom Zigarettenkonsum wegführen. Ob das bei der Kräuterzigarette tatsächlich funktioniert, ist bisher weniger eindeutig erforscht als ihre Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit. Einige Experten äußern aber Zweifel.
Denn auch wenn der Körper keinen Tabak mehr bekommt, besteht gerade bei langjährigen Raucher*innen weiterhin eine psychische Abhängigkeit. Durch das Festhalten an vertrauten Ritualen und ähnlichen Produkten wird diese unter Umständen nur verstärkt – und eine Sucht gegen eine neue austauscht. Auf dieses Risiko verweist beispielsweise das Ratgeberportal Nichtraucherhelden.de im Hinblick auf Kräuterzigaretten.
Welche positiven oder negativen Erfahrungen einzelne Raucher*innen mit Kräuterzigaretten machen, ist letztlich sehr subjektiv und lässt sich schwer verallgemeinern. Dennoch steht fest, dass sich auch Ersatzprodukte auf die Dauer gesundheitsschädlich auswirken. Dessen solltest du dir auf jeden Fall bewusst sein, wenn du dich für eine Entwöhnung mithilfe von Kräuterzigaretten entscheidest.
Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, hat neben dem Umstieg auf Tabakersatz auch weitere Möglichkeiten zur Verfügung: Sinnvoll ist es zum Beispiel, sich in einer Verhaltenstherapie zusätzlich bei der Entwöhnung begleiten und unterstützen lassen.