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MMS: Warum du auf „Miracle Mineral Supplement“ verzichten solltest

MMS wird oft in sozialen Netzwerken und im Internet als Wundermittel gegen viele schwere Erkrankungen beworben. Tatsächlich ist das Mittel aber extrem gesundheitsschädlich. Woraus es genau besteht und welche Wirkungen es hat, erfährst du hier.

Was ist MMS?

Der Begriff „Miracle Mineral Supplement“ wurde von Jim Humble in den 1990er Jahren geprägt. In seinem selbstverlegten Buch beschreibt Humble MMS als natürliches Wundermittel gegen viele verschiedene Erkrankungen. Auch heute noch wird das Produkt als Heilmittel für AIDS, Hepatitis, Malaria, Tuberkulose und Krebs beworben.

Diese Behauptungen haben jedoch keinerlei wissenschaftliche Basis. Humble selbst war kein Mediziner und für die angeblichen Beispiele, die er in seinem Buch aufführt, fehlen verlässliche Nachweise. Nichtsdestotrotz hat das angebliche Wundermittel schnell große Bekanntheit erlangt, da es immer wieder über soziale Netzwerke, Webseiten und Spam-Mails beworben wurde.

Auch manche Heilpraktiker*innen haben MMS in der Vergangenheit als Wundermittel propagiert. Es finden sogar MMS-Workshops statt, in denen die Veranstalter*innen über die angeblichen Wirkungen des fragwürdigen Wundermittels berichten. Das Magazin Kontraste berichtet von einem Workshop, bei dem die Veranstalter behauptet hätten, MMS hätte keine Nebenwirkungen. Zudem wurden die Teilnehmenden dazu aufgefordert, das Gemisch selbst herzustellen und anschließend direkt einzuatmen, auf die Haut aufzutragen und sogar zu trinken.

Im Vergleich zu anderen medizinischen Behandlungen ist MMS recht günstig. Aus Verzweiflung greifen besonders Menschen aus finanziell schwächeren Milieus auf das vermeintliche Medikament zurück.

Wie gesundheitsschädlich ist MMS?

MMS wird sowohl von amerikanischen als auch deutschen Behörden als extrem gesundheitsgefährdend eingestuft. So warnt die US Food & Drug Administration vor den möglicherweise lebensbedrohlichen Wirkungen des Mittels. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät dringend von der Einnahme ab.

MMS besteht aus Natriumchlorit, welches mit einer Säure vermischt wird. Aus dieser Mischung entsteht Chlordioxid, ein Stoff, der als Bleich- und Desinfektionsmittel verwendet wird. Laut der Verbraucherzentrale gilt er als ätzend, sehr giftig und umweltgefährlich. Daher ist Chlordioxid als Lebensmittel, sowie als Zusatzstoff für Lebensmittel in Europa verboten.

Eine Einnahme des giftigen Stoffes kann laut der Verbraucherzentrale und der FDA unter anderem zu folgenden Beschwerden führen:

  • schwere Reizung der Haut und Schleimhäute
  • Erbrechen und Durchfall
  • schwere Darmschäden
  • Nieren- und Leberversagen
  • plötzlicher und lebensgefährlicher Blutdruckabfall

In einigen Fällen kann die Einnahme von MMS auch schon nach kurzer Zeit zum Tod führen. Besonders für Kinder ist das Risiko hoch, da der Stoff aufgrund ihres geringen Körpergewichts besonders schnell und schädigend wirkt.

Grausame Experimente an Menschen

Durch den Verkauf von MMS als Medizin haben Verfechter des Mittels immer weder Menschenleben aufs Spiel gesetzt. Doch das sind nicht die einzigen Straftaten, die sie begangen haben.

Das Magazin Kontraste berichtet von einem besonders grausamen Menschen-Experiment in Uganda. Nach Recherchen des Senders wurde dabei 154 Malariakranken MMS verabreicht, also hohe Dosen an Chlordioxid. Den Gesundheitsbehörden und dem Roten Kreuz hatten die Veranstalter erzählt, dass der Versuch ein Projekt zur Wasserreinigung sei.

Heute bewerben MMS-Verfechter den Versuch als vermeintlichen Beweis für die heilende Wirkung von des Mittels. Laut dem Malaria-Experten Professor Pietsch brachten die Veranstalter die bereits kranken Menschen dabei in Wirklichkeit in höchste Lebensgefahr. Auch Schwangeren und Kindern wurde der hochgiftige Stoff verabreicht.

Laut Kontraste haben die Veranstalter zudem an 200 Waisenkindern einen ähnlichen Versuch durchgeführt. Zudem gibt es MMS-Vertreter, die Eltern MMS zum Beispiel als Mittel gegen Autismus verkaufen.

MMS: So ist die Lage in Deutschland

Der Verkauf von MSS verstößt in Deutschland gegen das Arzneimittelrecht. Auch Veranstaltungen, auf denen MMS beworben wird, sind verboten. Verkäufer haben mit Haftstrafen zu rechnen. 2017 verurteilte das Landgericht Hildesheim zum Beispiel einen Mann zu drei Jahren Haft, weil er online MMS verkauft hatte. Die Revision des Urteils wurde 2019 von Bundesgerichtshof zurückgewiesen.

Leider bleiben Verkäufer von MMS oft unbemerkt. Laut dem Magazin Kontraste liegt das zum Teil an Personalmangel in Aufsichtsbehörden, zum Teil daran, dass die Kontrollsysteme nicht auf Internetüberwachung eingestellt sind.

Ein weiteres Problem ist, dass sich einzelne lokale Aufsichtsämter nicht ausreichend untereinander vernetzt sind. So bemängelt das Magazin Kontraste, dass es hinsichtlich der MMS-Problematik keine zentrale Anlaufstelle gibt. Dadurch wissen viele Behörden nicht, dass MMS überhaupt existiert und sind dementsprechend nicht für die Thematik sensibilisiert.