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Binge-Watching: Darum solltest du es nicht tun

Binge-Watching ist durch verschiedene Streaming-Portale heute so einfach wie noch nie. Welche problematischen Folgen der regelmäßige Serienmarathon mit sich bringen kann, erfährst du in diesem Artikel.

Deshalb ist Binge Watching bedenklich

Schon wieder ist die nächste Folge unserer Lieblingsserie zu Ende und schon wieder endet sie mit einem spannenden Kliffhänger. Dank Streaming-Plattformen müssen wir nicht mehr wie früher warten, bis die anderen Folgen in den nächsten Wochen ausgestrahlt werden, sondern können uns einfach durch mehrere Staffeln hindurchklicken. So verbringen wir schließlich Stunden vor dem Bildschirm. Dieses Phänomen nennt man Binge-Watching.

Die Tendenz zum Serienmarathon entsteht, wenn wir uns mit den Protagonist*innen einer Serie identifizieren. Wir haben dann ständig den Drang wissen zu wollen, was ihnen als Nächstes passiert. Dieses Gefühl ist schon lange keine Seltenheit mehr. So sind Serien und Streamingdienste für Viele ein fester Bestandteil des Alltags und Binge-Watching wird damit immer mehr zur neuen Norm.

Doch die Zeit, die wir vor dem Bildschirm verbringen, fehlt uns an anderen Stellen, zum Beispiel beim Schlafen, Sport oder zum Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen. Dies kann sich unter Umständen fatal auf unsere mentale und körperliche Gesundheit auswirken. 

Das macht Binge-Watching mit deinem Gehirn

Es gibt Hinweise darauf, dass regelmäßiges Binge-Watching negative Effekte auf die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns hat. Eine Studie aus dem Jahr 2019 belegt, dass mehr als 3,5 Stunden Fernsehen pro Tag unsere kognitiven Fähigkeiten verschlechtert. Die Versuchspersonen waren dabei alle über 50 Jahre alt. Den Forscher*innen fiel auf, dass sich Personen mit einem hohen TV-Konsum besonders gesprochene Informationen schlechter merken konnten.

Hinzu kommt, dass du durch das zeitintensive Binge-Watching vielleicht auch weniger Zeit für Dinge hast, die dein Gehirn beanspruchen würden. So könntest du in dieser Zeit zum Beispiel auch interessante Artikel lesen, eine neue Sprache oder ein Instrument lernen.

Diese Aktivitäten führen dazu, dass neue Verbindungen zwischen Nervenzellen oder eventuell sogar völlig neue Zellen entstehen. Das ist wichtig, damit dein Gehirn gesund bleibt und bestmöglich gegen einen möglichen zukünftigen Zellenverlust geschützt ist.

Effekte auf Schlaf, Ernährung und Bewegung

Schlafstörungen sind eine weitere mögliche Konsequenz regelmäßiger Serienmarathons. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 schlafen Personen, die von Binge Watching betroffen sind, generell schlechter und leiden demnach öfter unter Müdigkeit.

Grund dafür ist unter anderem das blaue Licht des Bildschirms. Dieses verhindert, dass unser Körper das Schlafhormon Melatonin ausschüttet. Melatonin ist essentiell, um den Energieverbrauch abends langsam herunterzufahren und den Körper auf den Schlaf vorzubereiten. Steht es nicht ausreichend zur Verfügung, haben wir Probleme beim Einschlafen und wachen eventuell auch mitten in der Nacht öfter auf.

Eine weitere Studie belegt die Verbindung zwischen Binge-Watching und einer generell ungesunden Lebensweise. Personen, die viele Serien konsumieren, scheinen sich auch eher ungesund zu ernähren und leiden öfter unter Bewegungsmangel. Dies kann wiederum Übergewicht begünstigen und erhöht damit das Risiko für andere Krankheitsbilder, wie Diabetes II und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die gleiche Studie weist auch auf positive Effekte von Binge-Watching hin. So kann der Konsum vieler Serienfolgen die Stimmung heben und die Erholung nach einem langen Arbeitstag unterstützen. Allerdings solltest du dir bewusst sein, dass es sich dabei nur um kurzfristige Effekte handelt, die du gegen die negativen langfristigen Folgen abwägen solltest.

Binge-Watching und Einsamkeit

Unter regelmäßigem Binge-Watching leiden nicht zuletzt auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Verbingen wir täglich viel Zeit mit Serien, haben wir weniger Kapazitäten, um Verbindungen mit unseren Mitmenschen aufzubauen. Hinzu kommt, dass wir uns vor dem Bildschirm permanent in einer passiven Rolle befinden.

Dies kann dazu führen, dass wir alltägliches soziales Verhalten verlernen, da sich unser Gehirn der Passivität angepasst hat. So können wir zum Beispiel nicht mehr adäquat auf Mimik und Gestik unseres Gegenübers reagieren.

Eine mögliche Folge ist, dass wir uns einsam und isoliert fühlen. Einsamkeit begünstigt laut wissenschaftlichen Erkenntnissen wiederum Depressionen und erhöht das Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle.

Suchtgefahr und Prokrastination

Bislang ist Serien- oder Fernsehsucht kein anerkanntes Krankheitsbild. Deshalb gibt es auch keine genauen Richtlinien, ab wann man von einem Suchtverhalten spricht. Fällt dir jedoch auf, dass du berufliche und alltägliche Pflichten sowie zwischenmenschliche Beziehungen für deine Serienmarathons opferst, solltest du dich diesem Problem widmen und eventuell professionelle Hilfe hinzuziehen. Auf der Website des Fachverbandes für Medienabhängigkeit kannst du nach Ansprechpartner*innen suchen.

Aber auch wenn unser Verhalten noch nicht dem einer krankhaften Sucht entspricht, kann uns Binge-Watching von unseren Prioritäten ablenken. So passiert es schnell, dass wir Serien als Ablenkung von wichtigen und dringlichen Aufgaben nutzen. Statt uns Herausforderungen zu stellen, verbringen wir wertvolle Zeit vor dem Bildschirm und fühlen uns danach schließlich nur noch unzufriedener, gestresster und haben am folgenden Tag aufgrund des Schlafmangels vielleicht noch weniger körperliche und mentale Energie.

Binge-Watching als Stromfresser

Binge-Watching ist auch aus ökologischer Perspektive problematisch. So verbrauchen Laptops, Fernseher & Co. viel Energie, die vielleicht nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Laut Schätzungen der Stromauskunft läuft der Fernseher in deutschen Haushalten durchschnittlich vier Stunden pro Tag.

Geht man davon aus, dass der TV etwa 100 Watt pro Stunde verbraucht, würde sich dies im Jahr auf 146.000 Watt belaufen. Dies verschwendet nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern belastet mit etwa 43 Euro pro Jahr auch deinen Geldbeutel.

Filme und Serien müssen als Daten auf Servern gelagert werden, damit du sie streamen kannst. Und diese Server benötigen Energie: Die Netzinfrastruktur in Deutschland benötigt laut SWR im Jahr etwa 55 Terawattstunden. Um den Strom dafür bereitzustellen, benötigt man etwa zehn mittlere Kraftwerke. Einen besonders hohen Verbrauch haben die Klimaanlage, die die Rechenzentren auf etwa 25 Grad kühlen, damit sie nicht überhitzen.

Qualität statt Quantität

Natürlich sind Fernsehangebote und Streaming-Dienste nicht per se schlecht. So findest du dort auch Dokumentationen oder Filme zu gesellschaftlichen Themen, die dich bilden und aufklären können. Filme zu ökologischen Themen, wie wir empfehlen, sind unter anderem:

  • Das geheime Leben der Bäume
  • Land des Honigs
  • How to change the world
  • Das System Milch – Die Wahrheit über die Milchindustrie
  • Garbage Island – ein Ozean voller Plastik

Und natürlich ist es auch wichtig, einfach mal einen Serienabend zu veranstalten, an dem man vielleicht auch gemeinsam mit Freund*innen lachen und sich kurzfristig vom Ernst des Lebens ablenken kann. Auch hier gilt wie so oft: Die Dosis macht das Gift. So lange du in Serien in Maßen konsumierst und ein gesundes Gleichgewicht findest, musst du dir auch keine Sorgen um signifikante negative Konsequenzen machen.