Möchtest du einfach mal nichts tun? Eine Pause vom Alltag nehmen? Wir zeigen dir, welche Vorteile das Nichtstun hat und haben drei Ideen für dich, wie es ohne Druck gelingen kann.
Fühlst du dich bereits gestresst, wenn du nur einen Blick in deinen vollen Terminkalender wirfst? Vielleicht solltest du dir gerade dann einplanen, zwischendurch nichts zu tun.
Wir haben einige Vorteile zusammengestellt, warum du regelmäßig mal nichts tun solltest. Außerdem geben wir dir am Ende drei Tipps, wie du das Nichtstun ohne Druck in deinen Alltag integrieren kannst.
Nichtstun kann einige Vorteile haben
In unserer Leistungsgesellschaft ist das Nichtstun meist negativ belegt. Wir verbinden es oft damit, dass Menschen faulenzen, nichts produktiv leisten – sondern unnötig kostbare Zeit vergeuden.
Allerdings kann bewusstes Nichtstun bereichernd sein:
- So fanden beispielsweise Wissenschaftler:innen bei einem Experiment an der University of California in Santa Barbara heraus, dass bei Menschen während einer langweiligen und monotonen Aufgabe die Kreativität steigt. Ähnliches hast du vielleicht auch als Kind erlebt: Oft entwickelten sich an langweiligen Nachmittagen die besten Spielideen. Wenn du dich also ab und zu langweilst oder nichts Produktives tust, kann das deine kreative Denkleistung und Problemlösung fördern.
- Darüber hinaus kann dir bewusstes Nichtstun helfen, eine gute Balance zwischen Entspannung und Anspannung in deinem Alltag zu finden. Wer immer nur leisten möchte, ohne sich regelmäßig Entspannung zu gönnen, ist anfälliger für psychische Leiden, so die Apotheken-Umschau. So können Personen, die ständig unter Stress stehen, unter anderem an Burnout erkranken. Nicht umsonst gibt es in der Schule, auf der Arbeit wie auch bei Fortbildungen zwischendurch regelmäßig Pausen. Zur sofortigen Stressbewältigung gehört es laut Netdoktor dazu, sich im Alltag zwischendurch zu entspannen und bewusst nichts zu tun. Wir geben dir in einem weiteren Artikel einige Ideen, wie du erholsam Pause machen kannst.
Nichtstun darf kein Stressfaktor werden
Allerdings erklärt Dr. Yvonne Robel von der Universität Hamburg in einem Interview: Momentan zeichne sich ein Trend ab, dass unter anderem Kurse oder Ratgeberbücher das Nichtstun als ein Lifestyle-Thema vermarkten. Der Tenor laute dabei häufig: Jede:r ist für sein eigenes Wohlergehen zuständig und sollte sich seiner Gesundheit zuliebe Auszeiten freischaufeln. Das kann zu einem inneren Druck führen, etwas leisten zu müssen – und gerade das ist das Gegenteil von entspanntem Nichtstun.
Sei dir dieser Gefahr bewusst: Nichtstun sollte kein Punkt auf deiner langen To-Do-Liste sein, den du noch abhaken musst. Nichtstun sollte wie eine Lebensphilosophie in dir schwingen und im wertschätzenden Umgang mit dir selbst jeden Tag neu zum Ausdruck kommen.
Schon gewusst? Mit einer Not-To-Do-Liste kannst du lästige Zeitfresser ausschalten und Prioritäten setzen.
Drei Ideen fürs entspannte Nichtstun
Wir haben drei Ideen für dich, wie du das Nichtstun als Lebensphilosophie in deinen Alltag einbauen kannst:
1. Plane dir bewusst ein tägliches Nichtstun-Ritual ein.
Plane dir ein tägliches Ritual ein, bei dem du nichts tun oder leisten musst, sondern einfach deinen Gedanken nachhängen kannst. Das kann beispielsweise eine smartphonefreie Zeit beim Frühstück sein, die Zugfahrt zur Arbeit oder nach der Arbeit zehn Minuten auf dem Balkon entspannen. Wenn dich das komplette Nichtstun stresst, kann auch eine kurze tägliche Meditation zum Einschlafen beim Abschalten helfen und dich darin unterstützen, gedanklich mal nichts zu tun.
2. Nimm dir im Jahr bewusst Auszeiten, in denen du nichts tust.
Auch in deinen Jahreszyklus kannst du bewusst Punkte setzen, an denen du für ein paar Tage nichts tust. Dabei musst du für dich selbst herausfinden, was dich entspannt:
- Für die einen können es ein paar Tage am Meer sein.
- Für andere ist es ein Wanderurlaub in der Natur, Waldbaden oder ein Urlaub im Kloster.
- Wieder andere möchten sich am Jahresende für einige Tage oder Stunden zurückziehen, nach dem Weihnachtsstress nichts tun und das Jahr in Ruhe revue passieren zu lassen.
3. Ein SOS-Tipp bei Stress: Mache in stressigen Situationen bewusst für einige Augenblicke nichts.
Geht es dir schlecht, weil du zum Beispiel ein bestimmtes Projekt bis Freitag fertig bekommen musst, aber dir die Zeit fehlt? Bevor du völlig überstürzt reagierst – tue für einige Momente nichts. Probiere Atemübungen oder Entspannungsübungen, gehe spazieren, übe dich in Achtsamkeit, höre bewusst Musik oder gönne dir dein Lieblingsgetränk. Durch die kurze Pause findest du vielleicht neue kreative Lösungen für dein Problem. Außerdem gehst du liebevoll mit dir selbst in stressigen Situationen um.
Lese-Tipps zum Thema
Willst du das Thema vertiefen, empfehlen wir dir das Buch „Nichts tun. Die Kunst, sich der Aufmerksamkeitsökonomie zu entziehen“ der US-amerikanischen Autorin Jenny Odell. Es erregte Anfang 2021 Aufmerksamkeit in den USA und ist vor Kurzem auch auf Deutsch erschienen. Du findest es u.a. im lokalen Buchhandel oder hier bei** Buch7, bücher.de oder Thalia.
Andere empfehlenswerte Titel zum Thema sind:
- Haus Bartleby (Hg.): Sag alles ab! Plädoyers für den lebenslangen Generalstreik. Edition Nautilus, 2015. ISBN 978-3894018245.
- Tom Hodgkinson: Anleitung zum Müßiggang. Insel Verlag, 2013. ISBN 978-3458359777.
- Björn Kern: Das Beste, was wir tun können, ist nichts. Fischer Taschenbuch, 2016. ISBN 978-3596035311.
- Ulrich Schnabel: Muße – Vom Glück des Nichtstuns. Pantheon Verlag, 2012. ISBN 978-3570551752.