Bor ist ein Mikronährstoff, über den noch nicht viel bekannt ist. Trotzdem kommen Borverbindungen in einigen Nahrungsergänzungsmitteln vor. Ist Bor gesund oder schädlich? Hier erfährst du, was wir bereits wissen.
Was ist Bor?
Bor ist ein chemisches Element, welches zu den Halbmetallen zählt. In der Natur kommt es auch in Form der mineralischen Verbindung namens Borax vor. Offiziell heisst die Verbindung Natriumtetraborat-Decahydrat, Dinatriumtetraborat-Decahydrat, oder abgekürzt, Natriumborat. Gerade den letzten Begriff liest man häufig auf Nahrungsergänzungsmitteln.
Bor ist ein basisches Spurenelement und für Pflanzen lebenswichtig. Daher nimmst du mehr Bor auf, wenn du dich überwiegend pflanzlich ernährst. Es steckt vor allem in Hülsenfrüchten, Obst und grünem Blattgemüse. Auch mit Mineralwasser nimmst du möglicherweise viel Bor zu dir.
Weitere Lebensmittel, die verhältnismäßig viel Bor enthalten, sind Dörrpflaumen, Soja und echter Kaviar. Im Letzteren findest du unter Umständen zwei Borverbindungen als Konservierungsmittel vor: Borax beziehungsweise Natriumtetraborat unter der E-Nummer E285 und Borsäure unter E284. Borsäure kann auch in Kosmetika zur Mundhyiene vorkommen, wo es aber das Bundesinsitut für Risikobewertung als keine Gesundheitsgefahr einstuft.
Welchen Nutzen hat Bor?
Früher war Borax gemischt mit Zucker bzw. Essig ein bewährtes Hausmittel gegen Ameisen oder Rost. Es kommt auch als Waschmittel und Enthärter zum Einsatz.
Heute beschäftigt sich die Medizin mit dem Nutzen von Bor für den menschlichen Körper. Laut der Verbraucherzentrale gibt es derzeit keine aussagekräftigen Studien zur Wirksamkeit des Halbmetalls. Sie argumentiert, dass alle Studien klein seien und mit einer sehr hohen Dosis an Tieren oder Zellen durchgeführt wurden. Platformen, die sich auf Naturheilkunde spezialisieren, plädieren wiederum für die Wirksamkeit von Bor. Dabei berufen sie sich auf angeblich klinische Studien (also an Menschen durchgeführte Studien) in denen moderate Bor-Dosen verabreicht wurden.
In der Alternativmedzin wird Bor und Borax nachgesagt, es sei förderlich für die Knochengesundheit. Der Verbraucherzentrale zufolge fehlen jedoch eindeutige Belege für die Linderung von Gelenkschmerzen. Lediglich die Borsäure-Verbindung „Calcium-Fructo-Borat“ sei in einzelnen, sehr kleinen Studien (in etwa diese) mit der Verbesserung der Knochendichte bei Osteoporose oder verminderten Gelenkschmerzen in Verbindung gebracht worden. Auch zu sonstigen angeblichen Nutzen von Bor herrscht nach jetzigem Stand der Medizin noch Forschungsbedarf: Bor soll für schnellere Wundheilung sorgen, Vitamin D aktivieren, die Aufnahme von Magnesium und Calcium fördern und sogar Prostatakrebs vorbeugen. Bis heute ist jedoch nicht geklärt, wie viel Bor der Mensch wirklich braucht.
Andere Studien zeigten sogar einen schädlichen Einfluss auf die Reproduktion der Versuchstiere. So schreibt die deutsche Apotheker Zeitung: „in zahlreichen Tierversuchen zeigten Bor bzw. Bor-Verbindungen verschiedene schädliche Wirkungen auf die Reproduktion“. Ältere Studien zeigten auf, dass Bor ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Embryonalentwicklung habe.
Worauf solltest du bei der Einnahme von Bor achten?
Da Bor nicht zu den essenziellen Nährstoffen gezählt wird und nichts über einen Mangelzustand bekannt ist, gibt es keine allgemein gültige Empfehlung für eine Tagesdosis. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, pro Tag nicht mehr als 0,5 Milligramm Bor über Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen. Werte von etwa 10 Milligramm pro Tag sollten auch laut der Europäischen Lebensmittelbehörde nicht überschritten werden.
In Nahrungsergänzungsmitteln sind EU-weit nur zwei Borverbindungen zugelassen, Borsäure und Natriumborat, so die Verbraucherzentrale. Solltest du Nahrungsergänzungsmittel mit anderen Verbindungen aus dem Ausland beziehen, könnten diese beim Zoll zurückgehalten werden. Folgende Verbindungen sind in Europa demnach nicht zugelassen: Calcium-Fructo-Borat, Borcitrat, Bor-Aspartat, elementares Bor und Boron (als Boron Citrat, Boron Aspartat und Boron Glycinat Komplex). Kinder, Jugendliche und stillende Frauen sollten zusätzlich zum in der Ernährung enthaltenen kein Bor zu sich nehmen.
Wenn du dich überwiegend pflanzlich ernährst, nimmst du also wahrscheinlich sowieso schon mindestens so viel Bor zu dir, wie empfohlen ist. Auf zusätzliche Einnahme davon kannst du also getrost verzichten. Das gilt vor allem, weil bisher weder positive noch negative Effekte wirklich schlüssig belegt sind.