Pyrrolizidinalkaloide sind Stoffe, mit denen sich Pflanzen schützen. Doch sie können Probleme bei eigentlich gesunden Lebensmitteln verursachen. Lies hier, woran das liegt und was du tun kannst.
Pyrrolizidinalkaloide, der giftige Schutz bei Pflanzen
Die Pyrrolizidinalkaloide (kurz PA) gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen. Pflanzen bilden diese Substanzen zu ihrem Schutz vor Fraßfeinden. Dadurch sind sie für Menschen und Tiere unverträglich. Das Medizinportal DocCheck weist darauf hin, dass Pyrrolizidinalkaloide die Leber schädigen können. Außerdem stehen sie im Verdacht, krebserregend zu sein und das Erbgut zu beeinflussen.
Die Verbraucherzentrale nennt einige heimische Pflanzen, die sich mit den gesundheitsschädlichen Pyrrolizidinalkaloide schützen:
- Borretsch
- Wasserdost
- Geflecktes Lungenkraut
- Beinwell
- Pestwurz
- Huflattich
- Greiskraut oder Kreuzkraut
Laut Bundesamt für Risikobewertung (BfR) können auch in einigen Küchenkräutern wie Oregano und Liebstöckel Pyrrolizidinalkaloide vorkommen.
Pyrrolizidinalkaloide im Essen
Problematisch sind Pyrrolizidinalkaloide, die versehentlich in Lebensmittel gelangen. In Nahrungsmitteln, in denen PA eigentlich nicht vorkommen sollten, ergeben Untersuchungen manchmal Belastungen durch den Pflanzenstoff. Da du PA weder siehst noch schmeckst, kannst du sie nicht immer bewusst meiden.
Laut BfR finden sich immer wieder bedenkliche Dosierungen von PA in Lebensmitteln, zum Beispiel in Kräutertee, Rooibostee, Kräutern und Gewürzen. Die Verbraucherzentrale nennt weitere Lebensmittel, die mit Pyrrolizidinalkaloiden verunreinigt sein können, wie Honig und Pollenprodukte oder Nahrungsergänzungsmittel. Dabei fallen unter anderem Mittel auf, die Johanniskraut enthalten, welches selbst keine Pyrrolizidinalkaloide bildet.
Die Verunreinigung mit schädlichen Pyrrolizidinalkaloiden kann verschiedene Ursachen haben:
- Bei der Ernte: Pflanzen, die sich durch Pyrrolizidinalkaloide schützen, wachsen auf Wiesen oder am Ackerrand. Bei der Ernte der Nutzpflanzen können sie so in den weiteren Herstellungsprozess der Lebensmittel gelangen und diese verunreinigen.
- Verwechslung: Das BfR berichtet vor Fertigsalaten, die PA-haltige Pflanzenteile enthalten können. Zum Beispiel sehen sich die Blätter von Rucola und Greiskraut sehr ähnlich. Auch Proben von Feldsalat und Frisee waren belastet.
- Durch Bienen: Das BfR erläutert, dass Bienen auch Pollen von PA-haltigen Pflanzen sammeln. Der Honig kann dadurch mit den giftigen Pflanzenstoffen verunreinigt sein.
Pyrrolizidinalkaloide: So schädlich können sie sein
Die chemischen Verbindungen der Pyrrolizidinalkaloide sind komplex und haben viele unterschiedliche Ausprägungen.
Die Deutsche Apotheker Zeitung berichtet, dass derzeit über 300 verschiedene Pflanzen mit Pyrrolizidinalkaloiden durch Studien erforscht sind. Hochrechnungen aus diesen Untersuchungen legen jedoch nahe, dass es wohl insgesamt rund 6.000 Pflanzen betrifft. Nicht alle der Pyrrolizidinalkaloide sind in gleicher Weise gesundheitsschädlich. Gewisse Strukturmerkmale, wie eine 1,2-Doppelbindung in der molekularen Struktur, wirken jedoch negativ auf die Leber.
Das BfR bezieht sich daher in seinen Ausführungen speziell auf Pyrrolizidinalkaloide mit einer solchen Struktur. Die Expert*innen sehen ein wahrscheinliches Risiko für chronische Schäden, wenn geringe Dosierungen von PA über einen längeren Zeitraum in den Organismus gelangen. Das kann vorkommen, wenn du regelmäßig mit PAs verunreinigte Kräutertees trinkst. Eine akute Vergiftung hält das BfR bei einer normalen Ernährung für eher unwahrscheinlich, denn dafür müsstest du höheren Dosierungen ausgesetzt sein. Gesicherte Grenzwerte für Pyrrolizidinalkaloide gibt es innerhalb der EU noch nicht.
- Organschäden: Die PA können zunächst unmerklich die Leber schädigen und später chronische Probleme bereiten. Außer der Leber kann auch die Lunge durch PA Schaden nehmen.
- Krebserregend: Medizinische Tests lassen den Schluss zu, dass 1,2 ungesättigte Pyrrolizidinalkaloide das Erbgut verändern und eine Krebserkrankung hervorrufen können.
So vermeidest du Pyrrolizidinalkaloide in Lebensmitteln
Um die Belastung durch Pyrrolizidinalkaloide in Lebensmitteln zu verringern, muss schon bei der Ernte darauf geachtet werden. Die Alimentarius-Kommission der WHO veröffentlichte eine Anleitung, um Felder möglichst frei von PA-haltigen Beikräutern zu halten. Die Maßnahmen sollen den Anbau, die Ernte und das Saatgut rein halten, nach Möglichkeit ohne chemischen Mittel wie Herbizide.
Das BfR berichtet, dass Tees, Gewürze und Kräuter eine Kontrolle auf PA-haltige Beimischungen durchlaufen sollten. Seit der ersten Untersuchung von Kräutertees 2015 haben sich die Werte verbessert. Eine erneute Risikobewertung 2020 ergab, dass die Belastung bei Tees insgesamt sank.
Die Verbraucherzentrale rät, auf der Verpackungen nach einem Hinweis zu schauen, ob das Produkt auf Pyrrolizidinalkaloide kontrolliert wurde. Ansonsten hast du die Möglichkeit, dich bei der herstellenden Firma zu erkundigen. Einen Standard für solcher Verbraucherinformationen gibt es noch nicht. Übrigens ist auch Bioanbau kein Garant dafür, dass der Tee keine Verunreinigungen enthält.
Schützen kannst du dich am wirkungsvollsten mit einer abwechslungsreichen Ernährung. Damit vermeidest du, PA-belastete Lebensmittel über einen längeren Zeitraum zu essen.
Das BfR rät zum Beispiel:
- Trinke immer wieder unterschiedliche Tees. Kinder sollten zwischendurch auch mal eine Fruchtschorle oder Wasser trinken.
- Achte bei Salaten, Blattgemüsen und Küchenkräutern darauf, dass keine fremden Pflanzenteile dabei sind. Sortiere lieber großzügig aus, wenn dir etwas unbekannt ist. Das gilt auch, wenn du Kräuter selbst anbaust oder Wildkräuter sammelst: Bringe nur Pflanzen auf den Tisch, die du sicher erkennst.
Das Bundesministerium für Ernährung fügt hinzu, dass besonders Schwangere und während der Stillzeit nicht ausschließlich Kräutertee trinken sollten.