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Freundschaften pflegen: So klappen alte und neue Freundschaften – auch auf Distanz

Niemand von uns möchte sie missen: Unsere Freund:innen. Doch Freundschaften müssen gepflegt werden, um sie zu erhalten. Wir liefern dir zahlreiche Tipps für alte und neue Freundschaften – und auch dafür, wie diese bei Distanz funktionieren können.

Warum sind Freundschaften so wichtig?

Geld macht glücklich? Die Psychologie ist da anderer Meinung. Insbesondere die Forschungsrichtung der Positiven Psychologie befasst sich mit dem Thema Glück. Ihr prominentester Vertreter ist Martin Seligman. Statt sich auf psychische Krankheiten zu konzentrieren, legt die positive Psychologie ihren Forschungsschwerpunkt darauf, wie wir Gesundheit, Wohlbefinden und Glück verbessern können. Dazu müssen wir aber erstmal wissen, was uns gesund und glücklich macht.

Eine Antwort, die die Forscher der Positiven Psychologie darauf fanden, sind soziale Beziehungen. In einem Ted-Talk fragt Martin Seligman, welcher Faktor glückliche Menschen von anderen unterscheidet. Die Antwort darauf lautet: Sie sind geselliger und sozialer. Wahrscheinlich ist dies ein wechselseitig wirkender Prozess. Wer glücklich ist, sucht häufiger den Kontakt zu anderen Menschen und wer sich viel mit anderen Menschen trifft, ist glücklicher.

Aber nicht nur das: Menschen, die gute Beziehungen zu anderen pflegen, scheinen auch gesünder zu sein. Laut einem Artikel auf Spektrum fanden Studien heraus, dass Menschen mit guten sozialen Beziehungen im Schnitt länger leben.

Ein weiterer Aspekt ist die soziale Unterstützung, deren Wichtigkeit immer wieder erforscht wird. In glücklichen Zeiten mag es noch einfach sein, alleine durchs Leben zu gehen, aber wir alle kommen irgendwann in Krisen oder schwierige Phasen. Und dann ist die Unterstützung durch andere durch nichts zu ersetzen – daher sollten wir unsere Freundschaften pflegen.

Wie du neue Freunde findest

Manche Menschen scheinen ganz natürlich neue Leute kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen und zu pflegen. Anderen Menschen fällt das deutlich schwerer. Das hängt auch mit unserer Persönlichkeit zusammen: Extrovertierte Menschen neigen insgesamt dazu, mehr rauszugehen, mit anderen etwas zu unternehmen und sind geselliger. Introvertierte Menschen ziehen sich eher in sich selbst zurück und treten nach außen hin oft stiller auf.

Aber auch eher zurückhaltenden Menschen kann es gelingen, neue Freunde zu finden. Hier ein paar Tipps dafür:

  • Vermeide Stress: Wenn du es nur als Pflicht und anstrengend empfindest, dir neue Freund:innen zu suchen, wird dir das auch automatisch schwerer fallen, so Psychologie Heute. Du gehst dann schon mit einer eher negativen Haltung und Ausstrahlung an die Sache.
  • Suche dir einen Wohlfühlraum. Lerne neue Leute dort kennen, wo du dich wohlfühlst. Das könnte zum Beispiel ein Sportverein sein oder ein Ehrenamt. Das hat auch noch den positiven Nebeneffekt, dass du und deine zukünftigen Freund:innen schon ein Sache gemeinsam habt.
  • Suche dir Orte, wo du leicht mit anderen ins Gespräch kommen kannst. Das könnte zum Beispiel bei einem Sprachkurs, auf einem Seminar oder in einer Weiterbildung sein. Oder vielleicht beim Hundetraining? In Zeiten von Kontaktbeschränkungen funktioniert das auch über Freundschaftsapps.
  • Sei von Anfang an du selbst. Das soll nicht heißen, das du schon nach fünf Minuten deine ganze Lebensgeschichte erzählt haben sollst. Aber wenn du dich verstellst, sorgt das ebenfalls wieder für Stress, und ganz ehrlich: Du willst ja Menschen kennenlernen, die dich mögen, so wie du bist – nicht irgendeine aufgesetzte Version von dir. Das bedeutet auch, deine Schwächen und Fehler und somit Verletzlichkeit zu zeigen.
  • Sei selbstbewusst: Es steckt so viel in dir und es lohnt sich, dich als Mensch kennenzulernen. Klingt klischeehaft, ist aber so. Also trau dich auch, das zu zeigen.
  • Stelle Fragen. Du weißt nicht genau, wie du das Gespräch anfangen oder leiten sollst? Fragen sind immer ein gutes Mittel: So lernst du gleich etwas über den anderen, zeigst Interesse und außerdem reden die meisten Menschen gerne von ihren Interessen oder Erfahrungen. So kannst du das Eis brechen.
  • Gib auch etwas von dir preis. Wenn du auch von dir erzählst, gibst du dem Gegenüber die Chance, dich kennenzulernen und einzuschätzen.
  • Sei wählerisch, aber nicht zu wählerisch. Nicht jeder Mensch ist für dich als Freund:in geeignet. Gerade, wenn die Werteeinstellungen oder Interessen zu stark auseinander gehen. Aber die perfekte Person gibt es nicht. Verzeihe daher anderen ihre Charakterschwächen und gib ihnen eine Chance.
  • Verlasse deine Komfortzone. Mit neuen Leuten ins Gespräch zu kommen ist Übungssache. Probiere dich aus, starte immer wieder aktiv neue Versuche.
  • Gehe es spielerisch an. Wenn du verbissen an die Sache herangehst, dann verkrampfst du dich und wirst es schwer haben. Bringe daher eine gewisse Leichtigkeit mit hinein.

So kannst du Freundschaften pflegen

Eine gelingende Freundschaft ist kein Hexenwerk. Darum mögen einige der folgenden Tipps vielleicht banal klingen, aber so kannst du die Freundschaft langfristig pflegen.

  • Qualität versus Quantität. Einige wirklich gute Freund:innen sind besser als viele, die du vielleicht nur oberflächlich kennst. Denn auf die wenigen wirklich Vertrauten kannst du dich verlassen.
  • Schafft gemeinsame Erlebnisse. Wer viel gemeinsam erlebt, kann davon zehren, auf die guten – und weniger guten – Erinnerungen zurückblicken und hat eine gemeinsame Geschichte zu erzählen. Das verbindet.
  • Sei zuverlässig. Nimm dir bewusst Zeit für deine Freund:innen und zeige ihnen, dass sie sich auf dich verlassen können. So erzeugst du Vertrauen zwischen euch.
  • Sei ehrlich. Auch Ehrlichkeit stellt eine Säule für Vertrauen dar.
  • Sei dankbar und wertschätzend. Zeige deinen Freunden regelmäßig durch Worte und Gesten, dass sie dir wichtig sind und etwas bedeuten. Und ein Fokus auf Dankbarkeit hilft auch dir selbst, zufriedener zu werden.
  • Sei loyal. Stehe zu deinen Freund:innen und setze sich für sie ein. Das heißt aber nicht, dass du nicht auch mal anderer Meinung sein kannst.
  • Unterstütze deine Freund:innen. In guten Zeiten ist es leicht, ein guter Freund oder eine gute Freundin zu sein. Erst in schlechten Zeiten zeigt sich, wer wirklich am Ball bleibt.
  • Schafft gemeinsame Routinen und Rituale. Im Alltag ist es leicht, sich aus den Augen zu verlieren. Jeder hat ein eigenes Leben, Job, Familie. Um trotzdem in Kontakt zu bleiben, helfen ein oder mehrere feste Termine, an denen ihr gemeinsam etwas unternehmt, zum Beispiel ein wöchentliches Telefonat. Wie häufig und wie lange ist ganz von euch abhängig.
  • Sei empathisch und höre zu. Dann fühlen sich deine Freund:innen von dir wertgeschätzt.
  • Die Mischung macht’s. Verstelle dich nicht und sei authentisch – aber bemühe dich trotzdem, deine positiven Seiten zu betonen.
  • Frage um Rat. So gibst du deinen Freund:innen das Gefühl, dass sie dir ebenfalls wichtig sind und dass du auf ihre Meinung Wert legst.
  • Gönne Freunden ihren Erfolg. Auch das gehört zu Loyalität dazu: Selbst wenn es dich neidisch macht, zeigst du, wie viel dir jemand bedeutet, wenn du dich ehrlich mit ihnen für ihren Erfolg freust.
  • Um eine Freundschaft zu pflegen, braucht es zwei. Wenn du dir noch so viel Mühe gibst, aber nichts zurückkommt, dann passt ihr als Freund:innen vielleicht nicht zusammen. Sprich offen an, was dich am Verhalten des anderen stört und urteile nicht vorschnell. Manchmal ist es auch die bessere Entscheidung, eine Freundschaft aufzugeben.

Freundschaften auf Distanz pflegen

Social Media und Internet machen es heute deutlich einfacher, auch über weite Entfernungen oder ohne regelmäßige Treffen Freundschaften zu pflegen. Die Arbeit liegt aber letztlich bei dir und deinen Freund:innen. Die größte Hürde bei Freundschaften auf Distanz liegt dabei darin, sich nicht auseinanderzuleben. Aber auch dafür gibt es einige Kniffe, wie ihr das schaffen könnt.

  • Lasse die anderen an deinem Leben teilhaben. Schicke ab und zu Fotos, schreibe deinen Freund:innen, was bei dir so los ist und erkundige dich auch nach ihnen und ihrem Leben.
  • Schafft gemeinsame Routinen und Rituale. Noch mehr als in einer Freundschaft, wo man sich regelmäßig sieht, können Routinen helfen, die Freundschaft zu pflegen.
  • Geht über die Distanz gemeinsamen Interessen nach. Verabredet euch zum Beispiel dazu, denselben Film zu schauen oder dasselbe Buch zu lesen. So habt ihr etwas, worüber ihr euch austauschen könnt.
  • Telefoniert regelmäßig. Per Video ist außerdem mehr Tiefe möglich, da ihr eure Gestik und Mimik seht.
  • Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Wertschätzung. Diese Werte sind in einer Freundschaft auf Distanz genauso wichtig wie in einer Freundschaft, in der man sich regelmäßig sieht.
  • Kommuniziere transparent und offen. Häufig bauen sich heutzutage schnell Erwartungen auf, dass jeder Mensch zu jeder Zeit erreichbar sein und sofort auf jede Nachricht antworten muss. Es ist völlig okay, wenn du das nicht möchtest – am besten kommunizierst du das auch offen.

Der Umgang mit Konflikten

Es gibt viele Ratgeber darüber, wie wir uns in Konflikten verhalten sollen. Hier sind die wichtigsten Tipps, wie du mit einem Streit unter Freund:innen umgehen kannst.

  • Gib euch Zeit. Im Eifer des Gefechts werfen wir uns oft Dinge an den Kopf, die wir später bereuen. Daher ist es manchmal sinnvoll, den Konflikt zu vertagen und dann weiterzureden, wenn beide sich beruhigt haben.
  • Bleibe fair. Je besser du einen Menschen kennst, desto besser kannst du ihn auch verletzen. Aber eigentlich willst du das ja gar nicht. Versuche daher, Argumente zu finden und dem anderen von deiner Meinung oder deinen Gefühlen zu erzählen, ohne ihn zu beleidigen oder zu verletzen.
  • Kehre den Konflikt nicht unter den Tisch. Ihr werdet beide die Spannungen zwischen euch spüren. Daher trau dich und sprich es an, wenn du merkst, dass etwas im Raum steht.
  • Entschuldige dich. Wenn du einen Fehler gemacht oder den anderen verletzt hast, dann gib das zu und entschuldige dich aufrichtig.
  • Vergib anderen. Wenn sich jemand bei dir entschuldigt, dann versuche die Entschuldigung anzunehmen und nicht nachtragend zu sein.
  • Sprich deine Enttäuschung offen an. Wenn du enttäuschst bist, weil du andere Erwartungen hattest, sprich das offen an.
  • Denke an die guten Zeiten und Seiten der Freundschaft. Manchmal ist es schwierig, einen Konflikt zu überwinden. Daran zu denken, was du aneinander schätzt und was ihr gemeinsam erlebt habt, kann helfen.

Eine Freundschaft pflegen – bis wohin und wie weiter?

Trotz aller Bemühungen: Manchmal lässt es sich trotzdem nicht verhindern, dass Menschen sich auseinanderleben oder Freundschaften kaputtgehen. Wann es sich noch lohnt, in eine Freundschaft zu investieren und wann es besser ist, eine Freundschaft zu beenden, dafür gibt es kein Patentrezept, höchstens Anhaltspunkte.

Bevor du eine Freundschaft vorschnell aufkündigst, sollte es immer der erste Schritt sein, das Gespräch zu suchen. Sprich offen an, was dich enttäuscht. Vielleicht könnt ihr zu einer Übereinkunft kommen.

Aber sei auch ehrlich mit dir. Eine Freundschaft funktioniert immer nur mit zwei Menschen. Wenn nur einer die Freundschaft pflegt oder einer den anderen ausnutzt, dann ist das keine Freundschaft auf Augenhöhe.