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Empathie lernen: So wirst du einfühlsamer

Sich in andere hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen: Empathie ist nicht immer einfach und manchmal sogar schmerzhaft. Wir erklären dir, wie du Empathie lernen kannst.

Was Empathie ist und warum sie wichtig ist

Der Duden beschreibt Empathie als die Fähigkeit und auch die Bereitschaft, sich in einen anderen Menschen einzufühlen. Vor allem geht es darum, die Gefühle des anderen nachzuempfinden, aber auch seine Gedanken und Einstellungen.

Die Wissenschaft unterscheidet dabei zwischen emotionaler Empathie und kognitiver Empathie: Erstere bezeichnet das tatsächliche Mitfühlen mit einem anderen Menschen. Die kognitive Empathie hingegen beschreibt die Fähigkeit, sich gedanklich in jemand anderen hineinzuversetzen, so beschreiben das Forscher von der University of Florida und der University of South Alabama.

Psychologen halten Einfühlungsvermögen vor allem deshalb für wichtig, weil es dich zu einem faireren und hilfsbereiteren Menschen macht. Das besagt die sogenannte Empathie-Altruismus-Hypothese. In der Regel bringen wir die meiste Empathie den Menschen entgegen, die uns besonders nahe stehen. Aber neuere Forschungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass Vegetarier beziehungsweise Veganer besonders empathische Menschen sind. Das zeigt, dass wir auch fähig sind, Lebewesen, die uns nicht direkt nahe stehen, Mitgefühl entgegenzubringen und deutet darauf hin, dass manche Menschen wohl von Natur aus empathischer sind als andere.

Empathie – ja, aber in Maßen

Empathie hat allerdings nicht nur positive Seiten: Manchmal können uns zu viel Einfühlungsvermögen und Mitgefühl auch überfordern. Das führt dann zu sogenanntem empathischen Stress. Wenn wir mit zu viel Leid konfrontiert werden, passiert es schnell, dass wir dieses ausblenden und gar nicht helfen.

Der Psychologie-Professor Paul Bloom geht in seinem Buch „Against Empathy“ sogar noch weiter. Er mahnt, Mitgefühl mache uns blind dafür, wo wir am sinnvollsten helfen könnten.

Auf der anderen Seite schafft Empathie auch Verbundenheit mit anderen. Laut dem Psychologen Michael Inzlicht von der University of Toronto ist es wichtig, wie wir Empathie einsetzen. Wenn wir zum Beispiel zu sehr mit jemandem mit-leiden, dann kann uns das den Blick für die Gesamtsituation verschleiern und wir können dem anderen nicht wirksam helfen. Und: In der Wissenschaftsdebatte um Empathie kursiert die Meinung, dass Empathie kein Zustand ist, dem wir ausgeliefert sind, sondern dass wir Empathie steuern und trainieren können.

Empathie richtig lernen: Zwei Arten, sich in andere einzufühlen

Die Psychologin Olga Klimecki beschreibt zwei grundsätzliche Arten, mit anderen mitzufühlen: Das Mitleid und das Mitgefühl.

Wer mit anderen mitleidet, der empfindet den Schmerz des anderen, als ob es sein eigener wäre. Das führt zu starken negativen Emotionen. Und oft ziehen wir uns dann zurück und schirmen uns von dem anderen ab, um diesen negativen Emotionen zu entkommen.

Im Gegensatz dazu begegnen wir den Menschen mitfühlend, wenn wir ihnen mit „Wohlwollen“ und „liebender Güte“ begegnen, so Olga Klimecki. Dann empfinden wir dem anderen gegenüber ein Gefühl der Fürsorge, verbunden mit dem Bedürfnis zu helfen. Beim Mitfühlen empfinden wir aber nicht die negativen Gefühle des anderen, sondern positive ihm gegenüber.

Und tatsächlich fanden Forscher, darunter auch Olga Klimecki, heraus: Der emotionale Stress, der aus Mitleid entsteht, bewegt uns viel seltener dazu, jemand anderem zu helfen, als Mitgefühl.

Empathie lernen: diese Methoden helfen dir

Eine Methode, Empathie zu lernen, ist die sogenannte „Liebende Güte Meditation“ (oder auch „Metta-Meditation“), die auch Olga Klimecki in ihrer Untersuchung für den Unterschied zwischen Mitleiden und Mitfühlen verwendet hat. So funktioniert die Meditation:

  1. Setze dich aufrecht in einer bequemen Haltung an.
  2. Lasse deinen Atem frei fließen und konzentriere dich auf deine Atmung.
  3. Spüre, wie dein Atem ein- und ausfließt, und wo er hinfließt.
  4. Beobachte fünf bis zehn Atemzüge lang nur deine Atmung.
  5. Wenn deine Gedanken abdriften, lenke sie sanft wieder auf deine Atmung zurück.
  6. Als nächstes kann es helfen, dir eine geliebte und vertraute Person zu vergegenwärtigen. Es erzeugt ein Gefühl von Wärme und Nähe, wenn du die Freundlichkeit und Güte dieser Person spürst.
  7. Verstärke dieses Gefühl, indem du diese Sätze innerlich sprichst: „Möge ich frei und glücklich sein“, „Möge ich gesund sein“, „Möge ich in Frieden und Sicherheit leben“, „Möge ich …“
  8. Nach und nach dehnst du dieses Gefühl auf mehr Menschen aus, erst Familie und Freunde, dann weiter entfernte Bekannte, …
  9. Dazu sprichst du innerlich die Sätze: „Mögest Du frei und glücklich sein“, „Mögest du gesund sein“, „Mögest du in Frieden und Sicherheit leben“, „Mögest du …“

Die Meditation kann drei Minuten dauern, oder auch über eine Stunde, ganz wie du willst. Am besten meditierst du täglich.

Neben der Meditation gibt es noch viele andere Methoden, wie du Empathie lernen kannst:

  • Wichtig ist erstmal deine Grundhaltung: Versuche, anderen mit echtem Interesse zu begegnen und höre ihnen aufmerksam zu. Stelle Fragen und versuche zwischen den Zeilen zu lesen, was der andere dir mitteilen möchte.
  • Empathie lernen hat viel mit beobachten zu tun: Erstmal musst du deine Umgebung und deine Mitmenschen richtig wahrnehmen. das kannst du üben, indem du mit offeneren Augen und Ohren durch die Welt gehst. Überlege dir, was andere gerade machen oder wie es ihnen geht.
  • Du kannst dir auch „Feedback“ holen: Frage nach, ob du das so richtig verstanden hast oder ob du die Gefühle deines Gegenübers richtig deutest.
  • Es kann helfen, sich in andere Rollen hineinzuversetzen: Was fühlt diese Rolle, wie handelt sie? Rollenspiele und Theater können dir dabei helfen, Empathie zu lernen und zu trainieren.