Chronische Erschöpfung kann für Betroffene sehr belastend sein. Erfahre hier mehr zu Symptomen und Therapie – und auch, was sich seit Corona geändert hat.
Chronische Erschöpfung – mehr als einfach nur müde
In besonders stressigen Zeiten, nach körperlicher Betätigung oder nach einer Krankheitsphase wie einer Coronainfektion ist jede:r mal müde und erschöpft. Gerade zur Winterzeit sind wir mangels Tageslicht zudem häufig träge. In gewissem Maße ist das normal und nicht weiter besorgniserregend.
Doch in einigen Fällen kann mehr dahinterstecken, darunter auch Long- oder Post-Covid. Bessert sich die Trägheit auch nach ausreichend Ruhe und Erholung nicht, kann eine chronische Erschöpfung dahinterstecken. Welche Ursachen sie haben kann und wie du dir (neben einer ärztlichen Behandlung) selbst helfen kannst, erfährst du hier.
Chronische Erschöpfung: Ein diffuses Beschwerdebild
Hast du selbst nach ausreichend Schlaf und Erholung immer noch das Gefühl, total gerädert zu sein und hält dieser Zustand an, könnte eine chronische Erschöpfung (auch als chronisches Erschöpfungssyndrom oder CFS bezeichnet) dahinterstecken. Die Müdigkeit bei einer chronischen Erschöpfung ist nicht zu vergleichen mit „normaler“ Müdigkeit – Betroffene sind oftmals regelrecht außer Gefecht gesetzt, wie das Medizinportal Netdoktor erläutert.
Halten mehrere der folgenden Symptome, die auch die Techniker Krankenkasse auflistet, für mehrere Wochen an, solltest du unbedingt ärztlichen Rat einholen und deinen Verdacht mitteilen:
- Anhaltende Erschöpfung und Müdigkeit, die sich auch durch Schlaf und Ruhe nicht bessert
- Schlafstörungen und das Gefühl, keinen erholsamen Schlaf zu bekommen
- Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme
- Kopfschmerzen
- Diffuse Schmerzen, z.B. Muskelschmerzen, grippeähnliche Schmerzen an Hals oder Gliedern, Gelenkschmerzen
- Herz-, Kreislaufprobleme
- Kurzatmigkeit und schnelle Erschöpfung bei körperlicher Betätigung
- Magen-Darm-Probleme und Übelkeit
- Ängste und niedergeschlagene Stimmung
- Schnelle Reizbarkeit und erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen und hellem Licht
Bei Verdacht auf das Erschöpfungssyndrom kannst du dich zunächst an deine:n Hausärzt:in wenden. Eine chronische Erschöpfung kann nach der ersten Anamnese oftmals auch mit anderen Krankheitsbildern in Zusammenhang gebracht werden. Wird ein Erschöpfungssyndrom diagnostiziert, kann eine mehrstufige Behandlungskombination aus Psychotherapie, Schmerztherapie und Bewegungstherapie erfolgen.
Chronische Erschöpfung als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen
Erschöpfung ist ein großer Begriff und kann zahlreiche Ursachen haben. Bei der Behandlung gilt es daher zunächst, andere Krankheiten auszuschließen, die ebenfalls zu verstärkter Erschöpfung führen können.
So können chronische Stoffwechselerkrankungen und Hormonungleichgewichte zu erhöhter Erschöpfung führen, wie der Gesundheitsportal der Neurologen und Psychiater im Netz erläutert. Zu diesen zählen:
- Diabetes Typ 1
- Hashimoto
- Schilddrüsenunterfunktion
Seit der Coronapandemie ist bekannt, dass ständige Erschöpfung auch ein Long- oder Post-Covid-Symptom sein kann. Therapien dafür sind im Aufbau.
Auch psychische Belastungen oder psychische Erkrankungen können sich in chronischer Erschöpfung äußern, wie die Deutsche Depressionshilfe erklärt:
- Depressionen
- Burnout
In selteneren Fällen kann auch ein Nährstoffmangel zu enormer Müdigkeit führen. Weise deine:n Ärzt:in auch darauf hin, dein Blut besonders auf folgende Mängel zu untersuchen:
- Eisenmangel
- Vitamin-D-Mangel
Wird bei dir eine andere Krankheit oder ein Ungleichgewicht diagnostiziert, wird dein:e Ärzt:in dir eine dafür geeignete Therapie vorschlagen.
Chronische Erschöpfung: Was du selbst tun kannst
Chronische Erschöpfung ist im ersten Moment schwer einzustufen und eine genaue Ursache ist oftmals erst nach vielen Arztbesuchen zu finden. Bis heute ist das Krankheitsbild schwammig und die medizinische Zuordnung nicht eindeutig geklärt, wie der Spiegel berichtet. Der oftmals langwierige Prozess bis zur Besserung ist für viele Betroffene nicht einfach. Durch die Coronapandemie hat das chronische Erschöpfungssyndrom mehr Aufmerksamkeit bekommen, doch die Forschung dafür ist weiterhin am Anfang und die Betroffenen leiden häufig sehr an den Symptomen.
Wichtig ist, dass du verstärkt auf dich und deinen Körper achtest. Versuche, dich und deine Bedürfnisse genauer zu analysieren. Deine Erkenntnisse können auch ärztlich relevant sein.
Ein paar Tipps, die du bei leichter Fatigue in deinen Alltag integrieren kannst (diese ersetzen allerdings keine ärztliche Behandlung):
- Routinen: Versuche, Routinen in deinen Alltag zu integrieren. Wichtig ist hierbei besonders ein regelmäßiger Schlafrhythmus. Mit möglichst festen Schlaf- und Wachphasen hilfst du deinem Körper, in einen gleichmäßigen Rhythmus zu kommen und ihn zu stabilisieren. Halte dir auch Zeitfenster oder ganze Tage bewusst ohne Termine frei.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist ein gutes Mittel für mehr Wohlbefinden. Yoga ist eine besonders sanfte Methode, um langsam wieder auf die Beine zu kommen. Aber Vorsicht: Wurde bei dir ein Erschöpfungssyndrom (CFS) diagnostiziert, kann Bewegung besonders in der Anfangszeit sogar kontraproduktiv sein, wie Netdoktor erklärt. Sprich dich hierfür unbedingt ärztlich ab.
- Ruhephasen: Gönne dir viele Ruhephasen, auch wenn du diese vorher vielleicht nicht so sehr gebraucht hast. Besonders in der Anfangszeit kann übermäßiger Stress und zu wenig Ruhe Behandlungserfolge verlangsamen.
- Ernährung: Achte besonders jetzt auf deine Ernährung. Iss möglichst ausgewogen und gesund, um deinem Körper nicht zusätzlich mit schlechtem Essen Energie zu rauben.