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Ethylacetat: Hier kann sich das Lösemittel verstecken

Ethylacetat ist ein Lösungsmittel, das häufig Anwendung in der Lebensmittelindustrie und der Kosmetikbranche findet. Hier erfährst du, in welchen Produkten sich das Lösungsmittel verstecken kann.

Ethylacetat, auch Essigsäureethylester oder Essigester genannt, ist ein nach Klebstoff riechendes Lösungsmittel. Die Esterverbindung setzt sich zusammen aus Essigsäure und Ethanol, also Alkohol. In hohen Konzentrationen kann sie berauschend wirken, weshalb sogenannte „Schnüffler:innen“ sie auch als Droge konsumieren.

Die farblose Flüssigkeit ist laut Gefahrenstoffkennzeichnung leicht entflammbar und wirkt reizend auf Augen, Schleimhäute und Haut. Nimmst du Ethylacetat über die Atemwege auf, kann dir schwindelig und übel werden. Auch Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Husten, Bewusstseinsstörungen oder sogar Bewusstlosigkeit kann die Aufnahme von Ethylacetat bei Menschen bewirken.

Vor allem in der chemischen Industrie und in Laboratorien wird Ethylacetat eingesetzt, aber nicht nur dort. Beim Stichwort „Lösungsmittel“ denkst du vielleicht an synthetische Stoffe wie Klebstoff, in denen der Stoff auch bevorzugt zum Einsatz kommt. Darüber hinaus ist Ethylacetat aber auch ein viel genutzter Stoff in der Lebensmittelindustrie und steckt in mehr Produkten, als du zunächst vielleicht vermuten würdest.

Anwendungsbereiche von Ethylacetat

Ethylacetat hat neben seiner zentralen Funktion als Lösungsmittel auch andere Eigenschaften. In folgenden Bereichen findet es Anwendung: 

Aromatisierung

Essigsäureethylester wird in der Pharmaindustrie verwendet, um beispielsweise Antibiotika herzustellen oder auch Medikamente zu aromatisieren, damit du sie leichter einnehmen kannst. In der Lebensmittelindustrie ist die Behandlung mit Ethylacetat eine beliebte Methode, um Limonaden oder Bonbons ein fruchtig-süßes Aroma zu verleihen. Auf solche künstlichen Aromen kannst du übrigens leicht verzichten, indem du Limonade und Bonbons selber machst.

Entkoffeinierung

Auch zur Entkoffeinierung von Kaffeebohnen kommt Ethylacetat zum Einsatz. Diese Methode ist im Vergleich zu anderen Verfahren der Entkoffeinierung(wie beispielsweise der Wasserdampfmethode) sehr kostengünstig. Neben Ethylacetat wird auch oft Dichlormethan eingesetzt, das jedoch im Verdacht steht, in höherer Konzentration krebserregend zu sein. Im direkten Entkoffeinierungprozess werden die Bohnen mit dem jeweiligen Lösungsmittel übergossen und anschließend zehn Stunden getrocknet, um Restbestände des Lösungsmittels möglichst vollständig zu entfernen. Somit ist die Konzentration von Ethylacetat in koffeinfreiem Kaffee sehr gering und wird unter anderem vom Coffee World Magazin im Vergleich zu früheren Verfahren als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Eindeutig wissenschaftlich bestätigt ist dies jedoch bisher nicht. Möchtest du lieber auf lösungsmittelfrei entkoffeinierten Kaffee zurückgreifen, achte auf ein aussagekräftiges Bio-Siegel wie Demeter, Bioland oder Naturland und Hinweise zur Entkoffeinierungs-Methode auf der Verpackung.

Andere Lebens- und Genussmittel

In Rum, Wein und anderen Spirituosen ist Ethylacetat in geringen Mengen enthalten, weil es auf natürliche Weise beim Gärungsprozess entsteht. Auch Obst und Gemüse enthalten das Lösungsmittel natürlicherweise. Deshalb bedeutet der Hinweis „natürlich entkoffeiniert“ auf koffeinfreiem Kaffee übrigens nicht gleich, dass kein Lösungsmittel eingesetzt wurde: Er darf auch als „natürlich entkoffeiniert“ gelabelt werden.

Nagellackentferner und Kosmetika

Ethylacetat ist Inhaltsstoff mancher Nagellackentferner und anderer Kosmetika wie Lippenstiften und Nagellacken. Wenn Nagellackentferner als „acetonfrei“ gekennzeichnet sind, ersetzt das Ethylacetat oft das Aceton als Lösungsmittel. Jedoch ist keiner der beiden Stoffe wesentlich empfehlenswerter als der andere: Beide Varianten haben beim Einatmen eine reizende Wirkung und entfetten die Nägel, wodurch diese brüchig werden können. Eine Alternative ohne Lösungsmittel sind Mischungen aus Alkohol und Zitrusöl. Zwar musst du bei dieser Alternative ein wenig länger reiben, bis sich die Lackschicht vollständig löst, jedoch greift das Mittel den Nagel nicht so sehr an.

Da Produkte mit Ethylacetat die Haut austrocknen, solltest du sie nicht täglich verwenden oder zu lösungsmittelfreien, biologischen Alternativen greifen. Allerdings verwendet auch die Naturkosmetik oft Ethylacetat. Deshalb solltest du selbst bei vertrauenswürdigen Labeln wie dem BDIH-Siegel oder dem Natrue-Siegel zusätzlich einen Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe werfen und nach der Zutat Ethylacetat (oder ihren Synonymen) Ausschau halten. An sich wird Ethylacetat als Inhaltsstoff für Kosmetika von der Plattform Codecheck als unbedenklich gewertet.

Ist Ethylacetat ökologisch unbedenklich?

Ethylacetat ist wasserlöslich. Deshalb stuft die Datenbank GisChem („Gefahrstoffinformationssystem Chemikalien“) das Lösungsmittel als schwach wassergefährdend ein. Es sollte nicht in die Kanalisation oder andere Gewässer gelangen und gilt als explosiv. Da Ethylacetat auf natürliche Weise hergestellt und sogar recycelt werden kann, stellt es in niedriger Konzentration aber kein besonders hohes ökologisches Risiko dar.