Die neue Doku "Body Positivity" zeigt auf, welche gesundheitlichen und psychischen Folgen übertriebener Schönheitswahn haben kann. Sie fordert mehr Toleranz, Vielfalt und Akzeptanz.
Die Doku „Body Positivity“ von Volker Wasmuth ist seit dem 2. Dezember 2021 auf 3sat verfügbar. Der Film möchte dazu ermutigen, den eigenen Körper – abseits von Modelmaßen – so anzunehmen, wie er ist. Portraits unterschiedlicher Menschen illustrieren, welchen großen Einfluss gängige Schönheitsideale auf die eigene Wahrnehmung haben. Betroffene berichten, welche gesundheitlichen Folgen Schönheitsoperationen oder übertriebene Diäten haben können. Die Doku fordert zu einem Umdenken auf
Darum geht es in der Doku "Body Positivity"
Die Doku „Body Positivity“ beginnt mit einem Experiment: Ein Phantombildzeichner zeichnet das Model Mara Maeke, das er zuvor nie gesehen hat. Er orientiert sich beim ersten Mal an der Selbstbeschreibung des Models und anschließend an der Beschreibung der Fotografin Saskia Pasing. Das Ergebnis, sobald beide Bilder nebeneinander gelegt werden: Wir nehmen uns selbst viel kritischer wahr, als es andere tun.
Sozialpsychologin Anuschka Rees weiß: „Wir haben uns so oft im Spiegel gesehen, dass wir gar nicht mehr die Wahrheit sehen. […] Das ist wie durch eine Lupe sehen: Kleine Unterschiede kommen uns extrem groß vor.“ Einer Studie zufolge fühlen sich 42 Prozent der Frauen durch Schönheitsideale unter Druck gesetzt und haben zu hohe Erwartungen an ihren eigenen Körper. Rund 25 Prozent der Männer ergeht es ähnlich.
Nicht selten versuchen Betroffene, äußere Makel durch Schönheitsoperationen zu beseitigen. So auch José Salam oder Ralph Bany, die sich für Haartransplantationen entschieden haben. Die Operationen wären medizinisch zwar nicht notwendig gewesen, doch sollen sie das Selbstwertgefühl der Patient:innen steigern. Volles Haar soll dabei Jugend und Vitalität symbolisieren. Aber auch für kleinere Nasen, größere Brüste oder faltenfreiere Haut legen sich Patient:innen unters Messer und nehmen nicht nur Schmerzen, sondern auch hohe Kosten für ein besseren Aussehen auf sich.
Der Film zeigt, dass übertriebene Schönheitsideale das Bild vom eigenen Körper zerstören. Das weiß auch Anja Zeidler, die sich von Social-Media-Stars beeindrucken ließ. So ging das ehemalige Fitnessmodel eine Zeit lang zwei Mal täglich ins Fitnessstudio und aß nur zu bestimmten Zeiten genau abgewogene Mahlzeiten. Sie bediente sich diverser Anabolika und litt unter Essstörungen. Ein ähnliches Schicksal hatte auch Körperaktivistin Melody Michelberger. Sie litt als Jugendliche an Magersucht, bis sie eines Tages nur noch 45 Kilogramm wog.
Forderung nach mehr Vielfalt und Toleranz
Die Doku „Body Positivity“ verdeutlicht, dass sich Schönheitsideale von Zeit zu Zeit verändern. Lars Penke, Professor für Biologische Persönlichkeitspsychologie, stellt fest: „Als universell attraktiv in unserer westlichen Welt gelten beispielsweise ein symmetrisches und eher durchschnittliches Gesicht, Aspekte von Maskulinität und Feminität, gleichmäßige Haut und eine bestimmte Hautfärbung“. Die Vorliebe für Körperformen hänge dabei von der wirtschaftlichen Lage ab: In ärmeren Ländern würden füllige Frauen bevorzugt, in reicheren Ländern gelten zierliche Frauen als attraktiv.
Durch die Globalisierung würden die Ideale noch weiter verbreitet. Daher ist es umso wichtiger, in den Medien, im Marketing und in der Mode Vielfalt abzubilden. Die Kosmetikmarke „Dove“ lässt sich in diesem Zusammenhang als Vorreiter mit ihrer „Real Beauty“-Kampagne anführen. Bereits im Jahr 2004 veröffentlichte sie einen Werbesport, der Frauen mit normalen Maßen zeigte. Auch Model Natalie Nußbaum steht mit ihrem Namen für Diversität. Schließlich ist sie ohne ihren rechten Unterarm auf die Welt gekommen. Sie hat ein klares Ziel vor Augen: „Ich wünsche mir, dass die Werbebranche auch bemerkt, dass unsere Gesellschaft vielfältig ist und das einfach auch abbildet“.
Utopia meint: Die 3sat-Doku „Body Positivity“ stellt ein Plädoyer für mehr Selbstliebe, Wertschätzung und Akzeptanz gegenüber dem eigenen Körper dar. Die Zuschauer:innen werden dazu ermutigt, Unterschiede im Aussehen nicht als Makel, sondern als Besonderheit zu betrachten. Anstelle eines einheitlichen Schönheitsideals bedarf es einer gesellschaftlichen Vielfalt und Toleranz, damit jede:r ein selbstbestimmtes und glückliches Leben führen kann.