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Fehler machen: So lernst du, damit umzugehen

„Fehler machen ist menschlich“ – so sagt es der Volksmund. Doch oft ist es schwer, mit den eigenen Fehlern umzugehen. Wir haben einige Ideen für dich, wie dir das gelingen kann.

Fehler machen: Darum ist es so unangenehm

Ein falsches Wort zu einem*r Freund*in oder auf der Arbeit ist was schief gelaufen – einen Fehler zu machen, das passiert schnell. Für manche ist es aber schwieriger als für andere, damit umzugehen. Warum?

Das kann verschiedene Gründe haben – hier ein paar Beispiele: 

  • Oft haben wir Angst davor, dass Fehler uns schwach wirken lassen. Und viele sind es nicht gewohnt, sich anderen gegenüber als verletzlich zu zeigen.
  • Geht ein Fehler mit Kritik oder einem Streit einher, kann er dazu führen, dass wir uns ausgeschlossen fühlen.
  • Auch Perfektionismus oder ein geringes Selbstwertgefühl können Gründe dafür sein, dass es uns so mitnimmt, wenn wir Fehler machen.

Fehler machen lernen: Darum ist es wichtig

Die Angst davor, einen Fehler zu machen, kann uns hemmen. Sie schüchtert uns ein, sodass wir nicht mehr proaktiv handeln und vielleicht weniger mutig auftreten. Dabei gehören Fehler zu einem gesunden Lernprozess:

Wie die SZ berichtet, lernen wir dann am besten, wenn wir auch Fehler machen. 85 Prozent der Aufgaben müssen einfach lösbar und 15 Prozent schwierig lösbar sein, damit ein angenehmer Lernprozess entsteht. 

Das lässt sich auch auf unseren Alltag übertragen: Fehler zu machen hilft uns, uns weiterzuentwickeln – auch im Job oder auf zwischenmenschlicher Ebene.

  • Machst du beispielsweise auf deiner Arbeit immer wieder in deine Rechnungen unbewusst den gleichen Fehler, ist es wichtig, dass dich dein*e Chef*in darauf hinweist. So kannst du daraus lernen und in Zukunft genau darauf achten, dass dir der Fehler nicht mehr unterläuft.

In der Theorie klingt das sehr einfach. Doch mit Missverständnissen oder Fehlentscheidungen zurechtzukommen, fällt vielen schwer. Wir zeigen dir, wie du lernst, mit Fehlern umzugehen.

Fehler machen: So gehst du damit um

Wenn du einen Fehler machst, ist es wichtig, Abstand zu der Situation zu gewinnen. Das schaffst du, indem du dich beispielsweise mit Atemübungen ablenkst. Im weiteren Schritt kannst du dir den „Worst Case“ überlegen und den Fehler in Relation zu deinem Leben einordnen:

1. Achte auf deine Atmung

Wenn du einen Fehler gemacht hast und dir dessen bewusst bist, kann das emotionale und körperliche Symptome hervorrufen. Du bekommst vielleicht Kopfweh, hast Bauchweh, einen Knoten im Hals oder fühlst dich schlapp. Um dich selbst zu beruhigen und Abstand zu gewinnen, achte auf deine Atmung: Atme vier Sekunden ein und doppelt so lange wieder aus. Wiederhole das mehrere Male, bis du ganz bei dir bist.

https://utopia.de/ratgeber/atemuebungen-diese-uebungen-solltest-du-kennen/

2. Stelle dir nun das Katastrophenszenario vor, um den Fehler dann zu entdramatisieren.

Falls beispielsweise dein Konto am Anfang des Monats nicht ausreichend gedenkt ist, wenn die Miete abgehen soll, kannst du dir das Worst-Case-Szenario und seine Konsequenzen überlegen. Was könnte im schlimmsten Fall passieren? Vielleicht ruft die Vermieterin schon am nächsten Tag an und fragt, wann das Geld kommt. Sie könnte dich möglicherweise vor die Tür setzen.

Sobald du das schlimmste Szenario ausgemalt hast, solltest du die Situation entdramatisieren. Das ist sehr wichtig! Du solltest dir vor Augen führen, dass der „Worst Case“ sehr unwahrscheinlich ist. Deine Vermieterin wird sich wahrscheinlich nicht gleich melden, weil sie nicht sofort auf ihr Konto schaut. Und sie kann dich vermutlich auch nicht sofort vor die Tür setzen, da das rechtlich nicht so schnell möglich ist. Außerdem könntest du dir notfalls bei einem*r Bekannten Geld leihen. Dies ist der erste Schritt, um deinen Fehler zu relativieren.

3. Relativiere deinen Fehler.

Oftmals konzentrieren wir uns so sehr auf den einen Fehler, den wir gemacht haben, dass wir an nichts anderes mehr denken. Wir machen bildlich aus einer Mücke einen Elefanten. Es ist schwer, aus diesem Denken sofort herauszubrechen. Doch in Relation gesehen, macht unser Fehler nur einen kleinen Teil unseres Lebens aus.

Hast du zum Beispiel im Urlaub deiner Eltern ihre Pflanzen nicht richtig gegossen, so dass sie innerhalb von drei Wochen eingegangen sind, ist das natürlich ärgerlich. Du fühlst dich schuldig, weil du weißt, dass ihinen viel an ihren Pflanzen liegt. Doch relativ gesehen macht dieser Fehler nicht einmal einen Bruchteil deines Lebens aus: Vieles ist dir in der Vergangenheit gelungen, gelingt dir im Moment und wird dir in Zukunft gelingen – egal, ob in der Arbeit, mit deinen Freund*innen oder in der Familie.

Fehler machen: So lernst du daraus

Nach einigen Stunden oder Tagen hast du in der Regel Abstand zu der Situation gewonnen. Nun geht es darum, den Fehler rational zu analysieren und dich zu entschuldigen.

1. Wenn du dich beruhigt hast, analysiere deinen Fehler.

Stelle dir dazu folgende Fragen: Warum ist dir der Fehler passiert? Was hättest du beachten sollen? Was kannst du in Zukunft tun, damit dir das nicht noch einmal geschieht? Wen hast du vermutlich verletzt?

  • Du hast beispielsweise auf der Arbeit die Kaffeemaschine nicht gesäubert, als du sie als letzte Person am Freitagnachmittag benutzt hast. Nun haben dich andere darauf aufmerksam gemacht, dass du einen Fehler gemacht hast. Dir ist das unangenehm, weil du noch nicht lange dort arbeitest. Rational gesehen kann dir Fehler deshalb passiert sein, weil dir niemand davor diese Regel erklärt hat. Oder weil die Einweisung zu schnell ging, als du dort angefangen hast zu arbeiten. Du kannst nun in Zukunft darauf achten, diesen Fehler zu vermeiden. Und du kannst dir angewöhnen, nachzufragen, wenn etwas nicht ganz klar ist.

2. Habe den Mut, dich zu entschuldigen.

Hast du einen Fehler gemacht, fühlst du dich schuldig gegenüber bestimmten Personen. Es kann helfen, den Fehler offen anzusprechen. Bitte die betreffende Person aufrichtig um Verzeihung und erkläre ihr, warum du so gehandelt hast.

Dieser Schritt ist oft leichter gesagt, als getan. Denn Fehler zuzugeben wird in unserer Gesellschaft oft mit Schwäche verbunden. Doch die amerikanische Wissenschaftlerin Brené Brown hat in ihren Forschungen etwas anderes herausgefunden. Ihre These lautet, dass sich verletzlich zu zeigen ein Zeichen von Stärke ist. Denn es kostet einiges an Mut, zu seinen Schattenseiten zu stehen. In dem Artikel „Wie du Verletzlichkeit als Stärke sehen kannst“ beschäftigen wir uns noch ausführlicher mit den Recherchen von Brené Brown.

Deine Freund*innen, Kolleg*innen oder Vorgesetzte werden vielleicht über deinen proaktiven Schritt überrascht sein. Gleichzeitig beweist du, dass du Konfliktmanagement beherrschst und mit den eigenen Fehlern umgehen kannst. Schlußendlich kann der Austausch dir helfen, dein schlechtes Gewissen loszuwerden.

So betrachtest du Fehler richtig

Wir haben drei weitere Tipps, die dir helfen, Fehler richtig einzuordnen.

1. Sieh Fehler als eine Herausforderung statt als Schwäche.

„Den größten Fehler, den ein Mensch machen kann, ist, immer Angst zu haben, selbst einen Fehler zu machen.“ Dieses Zitat wird Dietrich Bonhoeffer nachgesagt. Das bedeutet: Hab keine Angst vor Fehlentscheidungen. Sieh Fehler lieber als Trainingsprogramm

  • In der Schule musstest du beispielsweise mehrmals ähnliche Aufgaben lösen, bis du ein Konzept verstanden hast. Genau so kann es im Job passieren, dass du etwas Übung brauchst, bis du Aufgaben richtig bearbeiten kannst. Das ist kein Grund, sich zu schämen – vielmehr kann es dich anspornen, es beim nächsten mal richtig zu machen. Ein Fehler kann eine persönliche Herausforderung sein, um zu wachsen.

2. Lerne, dass Fehler nichts über deinen Selbstwert und deine Fähigkeiten aussagen.

Auch das ist einfacher gesagt als getan. Nur weil du einmal falsch liegst, sagt das nichts über deine Intelligenz oder deinen Charakter aus. Hast du daran oft Zweifel, erstelle einen Spickzettel mit Eigenschaften, die andere an dir schätzen.

Lege den Spickzettel in deine Handyhülle oder deinen Geldbeutel – so hast du ihn immer dabei. Machst du einen Fehler und fühlst dich schlecht, kannst du ihn herausholen und daran erinnern, dass dich dieser eine Fehler nicht definiert.

3. Verstehe, dass andere auch nur Menschen sind.

Vergiss nicht, dass jede*r die Welt subjektiv wahrnimmt. Dein Fehler mag dir tragisch vorkommen, aber ein*e Freund*in oder Kolleg*in würde ihn vielleicht als Kleinigkeit einordnen.

Tipp: Eine offene Rückmeldung von einer Person, die es mit dir gut meint, ist Gold wert. Das Feedback kann deinen Lernprozess unterstützen, mit deinen Fehlern in Zukunft entspannter umzugehen.

Außerdem machen auch Menschen in deinem Umfeld Fehler, die du vielleicht gar nicht mitbekommst.