Du bist dir unsicher, was du bei Rückenschmerzen tun kannst? Häufig wissen sogar Ärzt*innen keinen Rat. Doch neueste Erkenntnisse geben Aufschluss über die Entstehung und was wirklich hilft.
Volkskrankheit Rückenschmerzen
Rückenschmerzen rauben Betroffenen Energie, machen müde, schlecht gelaunt und unproduktiv. Mehr als jeder zweite Deutsche leidet zumindest gelegentlich unter der Volkskrankheit. Und trotz medizinischen Fortschritts ist kein Rückgang in Sicht. Die meisten fragen sich bei Rückenschmerzen also: Was tun?
Viele Ärzt*innen sind oft ratlos und diagnostizieren die Rückenschmerzen als unspezifisch. So ergeht es laut Deutschem Ärzteblatt 85% der Rückenschmerzgeplagten, denn bei ihnen scheint keine eindeutige Ursache erkennbar. Die Folge ist, dass viele jahrelang von Therapie zu Therapie irren, ohne tatsächlich eine spürbare und dauerhafte Verbesserung ihres Gesundheitszustandes zu erreichen.
Doch Forschungsergebnisse aus den letzten Jahren geben Aufschluss über die Hauptursachen der meisten Rückenleiden.
Rückenschmerzen werden zu oft betäubt, anstatt behandelt
Laut Expert*innen hat die moderne Medizin häufig mit zwei Problemen zu kämpfen:
- Ärzt*innen und Patient*innen suchen nach Krankheiten statt nach Ursachen.
- Schmerz wird oftmals falsch gedeutet.
Aber schon Hippokrates, der berühmteste Arzt des Altertums wusste: „Krankheiten überfallen den Menschen nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, sondern sind die Folgen fortgesetzter Fehler wider die Natur.“
Denn Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers, dass etwas nicht stimmt. Betäubt man den Schmerz, mag das für den Moment helfen. Der „Fehler“ bleibt aber weiterhin bestehen. Da verwundert es nicht, dass sich das Rückenleiden meist verschlimmert oder gar chronifiziert.
Warum der moderne Mensch Rückenschmerzen hat
Besonders nach einem langen Arbeitstag kommt es häufig zu schmerzhaften Verspannungen. Das betrifft meistens die Lendenwirbelsäule und den Nacken. Doch woher kommt der Schmerz?
Der Grund dafür liegt in unseren Genen. Als Jäger und Sammler haben sich unsere Körper über Jahrmillionen dazu entwickelt, sich zu bewegen. So sind unsere Vorfahren bis zu 40 Kilometer am Tag gelaufen. Deutsche Arbeitnehmer*innen mit Schreibtischjob sitzen dagegen 9,6 Stunden täglich und bewegen sich kaum zwei Kilometer am Tag. Bewegungsmangel ist der Hauptgrund für Rückenschmerzen.
Eine der Folgen ist, dass sich wichtige Haltemuskeln zurückbilden. Außerdem entstehen durch die einseitigen Körperhaltungen am Bildschirm schnell muskuläre Dysbalancen, also ein Ungleichgewicht der Muskeln. Und wenn Muskeln unterschiedlich stark am Körper „ziehen“, entstehen unnatürliche Belastungen, die zu Schmerzen, Bandscheibenschäden, Osteoporose und anderen Krankheiten führen können.
Der Bewegungsmangel hat jedoch eine noch viel gravierendere Folge auf unseren Stoffwechsel. Beispielsweise wird unser Lymphsystem, das unter anderem für den Abtransport von Abfallstoffen verantwortlich ist, durch das An- und Entspannen von Muskeln betrieben. Auch die Blutzirkulation in unseren Beinen wird zu einem großen Teil durch Bewegung angetrieben.
Sitzt du jedoch den ganzen Tag, verklebt das Bindegewebe (sogenannte Faszien) und die Zellen werden nicht mehr richtig mit Nährstoffen versorg. Im schlimmsten Falle entstehen Blutklümpchen, die unter anderem Schlaganfälle und Infarkte auslösen können.
Zu den Hauptursachen für Rückenschmerzen zählen weiterhin:
- Stress: Alltagsdruck und Hektik stören deinen Hormonhaushalt und verursachen Verspannungen und verklebte Faszien.
- Ungesunde Ernährung: Zu fettig, zu süß, zu viel. Durch den Überfluss an (vor allem verarbeiteten) Lebensmitteln haben viele Menschen verlernt, sich ausgewogen und gesund zu ernähren. Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung sind übergewichtig und viele haben einen Nährstoffmangel. Beides kann zu Rückenschmerzen führen.
Was tun bei Rückenschmerzen?
Mehr Bewegung im Alltag ist die Lösung, wenn du dich fragst, was du gegen Rückenschmerzen tun kannst. Das ist meist der Schlüssel, langfristig erfolgreich gegen deine Rückenschmerzen vorzugehen. Deshalb werden mindestens 6.000 Schritte pro Tag empfohlen, besser noch 10.000.
Doch mach dich von all den Empfehlungen nicht verrückt. Lass dich inspirieren und setze dir kleine, erreichbare Ziele, steigere dich stetig und belohne dich für Erfolge. Hier kommen unsere Empfehlungen:
- Integriere eine aktive Morgenroutine: 5 Minuten Stretching-Programm jeden Morgen.
- Nutze immer die Treppe statt den Aufzug.
- Lass das Auto stehen, wenn du etwas auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen kannst. Das freut außerdem die Umwelt.
- Mache zwei- bis dreimal pro Woche Sport.
- Arbeite häufiger im Stehen, zum Beispiel beim Telefonieren oder Nachdenken.
- Anstatt starr auf deinem Bürostuhl zu sitzen, wechsle deine Sitzposition so häufig wie möglich.
- Mache stündlich eine kurze Bewegungspause. Ein Desktopwecker kann dich daran erinnern.
- Mit einem Spaziergang nach dem Mittagessen kannst du das Mittagstiefs überwinden. Er bringt deinen Kreislauf in Schwung und macht dich produktiver.
Weitere Inspirationen findest du in dieser Infografik: 33 gesunde Bewegungsgewohnheiten, mit denen du 10.000 Schritte pro Tag schaffst.
Viele Schmerzgeplagte geben schnell wieder auf und fallen in alte Muster zurück. Aber da die Krankheit ja über Jahre hinweg entstanden ist, bedarf es auch Zeit, Geduld und Konsequenz, um wieder gesund zu werden.
Achtung: Häufiger Sport macht jedoch nicht immun gegen Rückenschmerzen. Eine skandinavische Studie fand heraus, dass selbst täglicher Sport die ungesunden Folgen des Dauersitzens nicht kompensieren kann. Reduziere also deine Sitzzeit und integriere mehr Bewegung in deinen Alltag.