Hustensaft muss bei Kindern nicht immer das Mittel der Wahl sein, wenn sie unter Husten leiden. Welche Risiken es gibt, welche Hausmittel helfen und wann Hustensaft notwendig wird, erfährst du hier.
Husten ist ein Symptom von Atemwegsinfektionen. Kinder sind besonders anfällig dafür und machen im Jahr laut der „Welt“ bis zu zehn Atemwegsinfektionen durch. Viele davon treten in den kälteren und nassen Monaten zwischen Oktober und März auf. Husten wirkt dabei als Reinigungsmechanismus: Er ist ein natürlicher und notwendiger Reflex, um Krankheitserreger möglichst schnell aus den Atemwegen zu befördern.
Doch lästig bleibt Husten für Kinder trotzdem, denn er führt oft zu Schlafproblemen. Dementsprechend unausgeruht sind hustengeplagte Kinder am nächsten Tag. Hinzu kommt, dass sich ein Husten bei Kindern noch länger als bei Erwachsenen ziehen kann. Eltern greifen daher schnell zu Hustensaft für Kinder, um ihrem Nachwuchs Linderung zu verschaffen. Doch Ärzte sehen den voreiligen Einsatz solcher Mittel kritisch.
Hustensaft für Kinder: Wirkung und Risiken
Bei Hustensaft und ähnlichen Arzneiprodukten ist zwischen chemischen oder synthethischen Medikamenten und pflanzlichen Mitteln zu unterscheiden.
Chemische Hustenstiller
- Wenn der Husten nachts sowohl Kinder als auch Eltern wachhält, geben Eltern oftmals Hustenstiller. Diese wirken zwar beruhigend und lassen Kinder besser schlafen. Doch die tatsächliche, den Hustenreiz unterdrückende Wirkung ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Der österreichische Kinderarzt Peter Voitl weist darauf hin, dass es sich bei den meisten Studien zur Wirksamkeit von Hustenstillern um Laborstudien handelte. Die tatsächliche Wirkung an Menschen untersuchten dagegen nur wenige Studien, von denen keine ein aussagekräftiges Ergebnis lieferte.
- Manche Hustenstiller enthalten außerdem Codein, das zur Familie der Opiate gehört. Auf codeinhaltigen Hustensaft können besonders Kinder laut Netdoktor mit starken Nebenwirkungen reagieren: Im schlimmsten Fall kommt es zu ernsthaften Beeinträchtigungen der Atemwege.
- Ein weiteres Risiko von Hustenstillern entsteht, wenn sie den Hustenreiz unterdrücken und damit den Abtransport von Schleim in den Bronchien verhindern. Schleimansammlungen in den Bronchien können die Atmung erschweren oder gar blockieren. Deswegen dürfen Hustenstiller laut Netdoktor nur bei trockenem (oder unproduktivem) Husten angewendet werden.
- Chemische Hustenstiller sollten in keinem Fall ohne vorherige Absprache mit dem Arzt an Kinder gegeben werden.
Chemische Schleimlöser
- Auch schleimlösende chemische Mittel sind bei Kinderhusten keine empfehlenswerte Wahl – besonders nicht in Kombination mit Mitteln, die den Hustenreiz dämpfen. Laut Peter Voitl ist das Kind dann nicht mehr in der Lage, den gelösten Schleim überhaupt abzuhusten.
Pflanzliche Hustensäfte
- Pflanzliche Hustensäfte für Kinder sind zum Beispiel mit Extrakten aus Thymian angereichert. Thymian lindert Peter Voitl zufolge die Beschwerden bei Krampf- und Reizhusten.
- Auch die Wirkung pflanzlicher Hustensäfte ist oftmals nicht eindeutig bewiesen. Allerdings verbessert sich der Welt zufolge häufig trotzdem das subjektive Empfinden der Patienten, wenn sie Hustensaft einnehmen.
- Pflanzlichen Hustensaft mit Thymian können Kinder laut der Deutschen Apothekerzeitung ab dem ersten Lebensjahr zu sich nehmen. Du solltest aber nur speziell dosierte Hustensäfte verabreichen, die extra für Kinder ausgewiesen sind – das betont der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BvKJ). Normale Hustensäfte für Erwachsene sind nicht für Kinder geeignet.
- Der BvKJ weist außerdem darauf hin, dass du Kindern keinen Hustensaft geben darfst, der Alkohol enthält.
- Dosiere Hustensaft für Kinder genau nach der Packungsbeilage oder den Anweisungen eines Apothekers oder Arztes.
Wann ist Hustensaft für Kinder notwendig?
Was die Wirkung von Hustensäften für Kinder betrifft, gibt es also etliche Unsicherheiten und Risiken. Eltern sollten sich deshalb immer zunächst die Frage stellen, ob ihre kranken Kinder überhaupt ein Hustenmittel benötigen. Der BvKJ und Experten wie Peter Voitl betonen, dass Husten ein notwendiger Reinigungsmechanismus ist und dass Kinder einen Hustensaft in manchen Fällen gar nicht benötigen.
Die Gabe von pflanzlichem Hustensaft an Kinder, zum Bespiel mit Thymian, ist jedoch in der Regel nicht mit Nebenwirkungen verbunden. Anders sieht es mit synthethischen Hustenstillern und Schleimlösern aus. Letztere sollten Eltern nur in wenigen, dringenden Fällen bei ihren Kindern anwenden – und auf keinen Fall in Kombination.
Zu diesen dringenden Fällen zählt es, wenn
- der Reizhusten das Schlafen verhindert,
- das Kind durch den Husten erschöpft und leidlich ist,
- die Atemwege so verschleimt sind, dass das Kind beim Abhusten Hilfe benötigt.
Doch auch in diesen Fällen ist es absolut notwendig, vorher einen Arzt zu konsultieren.
Selbstgemachte Hausmittel gegen Husten
In den meisten Fällen sollten Eltern Abstand von Hustensaft für Kinder nehmen, insbesondere von synthethischen Mitteln. Alternativ gibt es jedoch natürliche Hausmittel, die bei Husten wohltuend wirken und die auch Kindern problemlos einnehmen können. Hier findest du Rezepte dafür.
Selbstgemachter Zwiebel-Hustensaft oder Zwiebel-Hustentee
- Die Zwiebel ist ein traditionelles Hausmittel bei Halsschmerzen, Ohrenschmerzen und Insektenstichen (EMA) und wird seit Jahrhunderten verwendet.
- Sie wirkt demnach entzündungshemmend, keimabtötend, antibakteriell und schmerzlindernd.
- Ein Saft oder Tee aus Zwiebeln wirkt wärmend und befeuchtet die Schleimhäute.
Selbstgemachter Spitzwegerich-Hustensaft
- Spitzwegerich wird seit langer Zeit als Heilpflanze eingesetzt. Er soll Halsschmerzen lindern und Hustenreiz verhindern. Mit seinen schleimbildenden Stoffen legt er einen schützenden Film über die Schleimhaut im Rachen.
- Statt aus Spitzwegerich Hustensaft für deine Kinder zuzubereiten, kannst du alternativ auch einen Spitzwegerich-Tee kochen.
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Kinderhusten: Wann zum Arzt?
Meist ist Husten harmlos: Er dient dazu, Krankheitserreger oder Fremdkörper aus dem Körper zu transportieren. Insofern ist Husten keine Krankheit, sondern eine Reaktion des Körpers auf Viren oder Bakterien, die eine Atemwegsinfektion ausgelöst haben. Deswegen ist es meist nicht unbedingt notwendig, kranken Kindern Hustensaft oder andere hustenstillende Mittel zu geben.
Chemische Hustenmittel bergen zudem einige Risiken, während die Wirkung von pflanzlichem Hustensaft bei Kindern nicht wissenschaftlich klar belegt ist. Mit selbstgemachtem Hustensaft kannst du Kindern trotzdem etwas Linderung verschaffen, ohne Nebenwirkungen fürchten zu müssen. Der Saft befeuchtet die gereizten Schleimhäute und viel zu trinken ist bei Husten grundsätzlich wichtig.
Allerdings kann bei Kinderhusten laut BvKJ in einigen Fällen auch ein Arztbesuch nötig sein:
- Wenn der Husten länger als zwei Wochen ohne einen hustenfreien Tag anhält. Das könnte auf den Beginn eines chronischen Hustens hindeuten.
- Wenn der Husten sehr unvermittelt und sehr stark auftritt. Dann könnte die Ursache ein verschluckter Gegenstand sein.
- Wenn Husten zusammen mit Kurzatmigkeit und Fieber auftrifft, könnte er Symptom einer Lungenentzündung sein.