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Krisenchat über WhatsApp: Psychologische Beratung für Jugendliche

Der Krisenchat ist eine Anlaufstelle, die Kindern und Jugendlichen professionelle Hilfe im Umgang mit Krisensituationen anbietet. Wie genau das System funktioniert und welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, erfährst du hier.

Was ist der Krisenchat?

Zu Beginn der Corona-Pandemie haben drei Abiturient:innen aus Berlin den Krisenchat gegründet. Dabei handelt es sich um eine Anlaufstelle, die Kinder und Jugendliche bis 25 Jahre bei Krisen aller Arten psychologisch unterstützt. Im Gegensatz zu einer Hotline rufst du beim Krisenchat nicht an, sondern schreibst der Organisation per WhatsApp.

Laut Angaben der Gründer:innen fiel die Wahl bewusst auf den Messengerdienst: Unter den jüngeren Generationen stellt er das bekannteste Medium zur Kontaktaufnahme dar. Telefonieren können Betroffene hingegen als eher unangenehm empfinden – und in einigen Situationen ist es vielleicht gar nicht möglich. Der Gang zur Therapie kostet viele eine noch höhere Überwindung.

Die Beratung im Chatformat soll diese Hürden beseitigen und das Angebot so möglichst niedrigschwellig gestalten. Die Gründer:innen erhoffen sich, dass sich dadurch mehr junge Menschen trauen, ihre Probleme anzusprechen.

Die Idee für den Krisenchat entstand durch die Umstände der Corona-Pandemie. Die Lockdowns sorgen dafür, dass Kinder und Jugendliche weniger Möglichkeiten haben, mit Freund:innen und externen Berater:innen in Kontakt zu treten: Sport- und Freizeiteinrichtungen sind geschlossen und der Mindestabstand und die Maskenpflicht können für einige eine zusätzliche Belastung darstellen.

Der Krisenchat kann dir im Umgang mit diesem Gefühl der Isoliertheit und Einsamkeit helfen. Aber auch bei anderen Problemen (wie Liebeskummer, häuslicher Gewalt, Alkohol- und Drogenkonsum, Streit, Suizidgedanken…) kannst du dich an die Organisation wenden.

Krisenchat: So holst du dir Hilfe

Wenn du die Beratung des Krisenchats in Anspruch nehmen willst, schreibst du der Organisation einfach eine Nachricht. Die Nummer findest du auf der Website. Du musst dich dafür weder registrieren noch Geld zahlen. Das gesamte Angebot ist kostenlos, du solltest aber unter 25 sein, um die Kapazitäten nicht zu überanspruchen.

Anschließend wird sich ein Krisenberater oder eine Krisenberaterin bei dir melden. Das Krisenchat-Team besteht überwiegend aus Kinder- und Jugendpsychotherapeut:innen, Sozialpädagogik:innen und -arbeiter:innen sowie Erzieher:innen. Die Krisenberater:innen arbeiten ehrenamtlich und sind rund um die Uhr für dich da. Du kannst dich also zu jeder Tages- und Nachtzeit melden. Der Beratungschat verläuft anschließend so lange, wie du es wünschst. Du kannst jederzeit abbrechen oder dich auch ein anderes Mal wieder melden.

Bevor die Berater:innen bei Krisenchat anfangen, erhalten sie übrigens eine Schulung. Diese beinhaltet ein Starter-Training, zwei Workshops und ein Handbuch. Solltest du trotzdem einmal nicht zufrieden mit einer Beratung sein, kannst du den Chat einfach stoppen und dich ein paar Minuten später erneut melden. So gelangst du eventuell an eine andere Ansprechpartnerin oder einen anderen Ansprechpartner.

WhatsApp als Krisenberatung?

Laut Angaben der Organisation handelt es sich bei Whatsapp um ein deutlich sichereres Medium als zum Beispiel E-Mail oder SMS. Das liegt an der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die dafür sorgt, dass Daten nur auf speziellen Servern und dem Gerät des Gegenübers gespeichert werden.

Sowohl bei der Übertragung als auch auf den Servern sind die Daten dabei verschlüsselt. Das heißt, WhatsApp hat als Unternehmen theoretisch zu keinem Zeitpunkt direkten Zugriff auf deine verschickten Nachrichten.

Nichtsdestotrotz wird WhatsApp in Bezug auf Datenschutz immer wieder kritisch gesehen. Das liegt insbesondere daran, dass der Messengerdienst zu Facebook gehört – einem Unternehmen, das in der Vergangenheit für einige Datenskandale gesorgt hat. Konkrete Hinweise auf Datenschutzlücken bei WhatsApp gibt es zur Zeit jedoch nicht. Inwieweit du der App ausreichend vertraust, um sie für den Krisenchat zu nutzen, bleibt letztlich dir überlassen.

Krisenchat: Kein Therapie-Ersatz

Bislang kannst du bei Krisenchat deine Probleme nur über den Chat kommunizieren. Anrufe sind (noch) nicht möglich. Falls dir das zu unpersönlich ist, kannst du auf Beratungs-Hotlines wie zum Beispiel die Nummer gegen Kummer zurückgreifen. Weitere Tipps und Hinweise zu Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche findest du übrigens auch auf der Website der Apotheken-Umschau.

Schließlich solltest du dir bewusst machen, dass der Krisenchat keinen Ersatz für eine Therapie darstellt. Bei einer Therapie führst du regelmäßige Gespräche und wirst von einer konkreten Ansprechperson betreut. Dadurch ist es gegebenenfalls leichter, Vertrauen aufzubauen und auch unangenehme Probleme anzusprechen. Therapeut:innen haben zudem die Möglichkeit, dich über einen längeren Zeitraum zu begleiten, statt nur einige Stunden lang mit dir zu chatten.

Wenn du also spürst, dass du Unterstützung durch eine externe, professionell ausgebildete Person benötigst, solltest du keine Scheu haben, dich nach Therapiemöglichkeiten zu erkundigen. Ein erster Schritt ist es auch, auf Sozialarbeiter:innen an deiner Schule oder in einem Jugendhaus zuzugehen.

Da es manchmal nicht leicht ist, einen zeitnahen Termin für eine Therapie zu bekommen, stellen Anlaufstellen wie der Krisenchat jedoch eine gute Ausweichmöglichkeit dar. Der entscheidende Vorteil ist hier, dass sich sofort jemand bei dir meldet und seine Hilfe anbietet und du nicht erst Wochen oder Monate warten musst.