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Muskelgedächtnis: Was ist dran und welche Vorteile bringt es?

Das Muskelgedächtnis kann dir helfen, nach einer Sportpause schneller wieder in Form zu kommen. Den Stand der Forschung und was das alles mit Fahrradfahren zu tun hat, liest du hier.

Das Muskelgedächtnis ist ein Phänomen, bei dem sich Muskeln scheinbar an ihre frühere Leistung „erinnern“ können. Obwohl Muskelzellen kein Gehirn besitzen und somit keine Erinnerungen im eigentlichen Sinne abspeichern können, vermuten Forscher:innen schon länger ein Muskelgedächtnis. Das könnte erklären, dass einmal trainierte Muskeln auch nach längeren Pausen wieder schnell ihre alte Muskelkraft zurückerlangen.

Das Muskelgedächtnis kannst du immer dann nutzen, wenn es auf Muskelkraft ankommt. Startest du nach einer Pause wieder mit deinen sportlichen Aktivitäten, fällt dir durch den Muscle-Memory-Effekt der Einstieg leichter. Beispielsweise bei einem Workout, Yoga oder Joggen.

Aber auch für eine anstrengende Fahrradtour oder eine anspruchsvolle Wanderung kann das Muskelgedächtnis nützlich sein. Einmal trainierte Muskeln können durch ihr „Erinnerungsvermögen“ auf ihrer bereits erlangten Kraft aufbauen. Nach einer Trainingspause brauchst du somit nicht wieder bei Null anzufangen.

Das Muskelgedächtnis: die Studienlage

Welche Vorgänge bei dem Muscle-Memory-Effekt in den Zellen genau ablaufen, konnten Fachleute noch nicht eindeutig klären. Zwei Studien scheinen jetzt dem Muskelgedächtnis auf die Spur zu kommen. Allerdings werfen die Ergebnisse noch weitere Fragen auf. Die Studien beobachteten unterschiedliche Effekte, die sie dem Muscle-Memory zuschreiben. Damit gibt es für den Ort des Muskelgedächtnisses mindestens zwei Möglichkeiten.

Ebenso gibt es noch keine Antwort darauf, wie lange der Memory-Effekt in den Muskeln anhält. Aus einem der Versuche geht hervor, dass der Effekt mindestes über eine Trainingspause von sieben Wochen anhält.

  • Veränderungen an der DNA: Eine Studie aus England sieht das Muskelgedächtnis in der DNA der Muskelzellen. Wie das Wissenschaftsmagazin Scinexx berichtet, stellten die Forscher:innen fest, dass die Proband:innen nach der Wiederaufnahme des Trainings deutlich stärker Muskeln aufbauten. Die Muskeln wuchsen im Schnitt um das Doppelte im Vergleich zur ersten Trainingsphase. Sie führen den Muscle-Memory-Effekt auf die Veränderungen der epigenetischen Ablagerungen an den DNA-Strängen zurück. Solche epigenetischen Ablagerungen können zum Beispiel durch die Ernährung oder die Lebensumstände auftreten. Sie blockieren Teile der Zell-DNA. Die verstärkte Muskelaktivität in der ersten Trainingsphase hatte die DNA von diesen Ablagerungen befreit. Nach sieben Wochen Trainingspause waren die Muskeln weiterhin frei von den Ablagerungen und konnten so gleich effektiver in der zweiten Trainingsrunde arbeiten.
  • Anzahl der Zellkerne: Die zweite Forscher:innengruppe aus Norwegen sieht in der Anzahl der Zellkerne einen Zusammenhang mit dem Muscle-Memory-Effekt. Laut dem Medizinportal DocCheck können Muskel zwischen 100 und 1.000 Zellkerne ausbilden. In der Studie verabreichten die Forscher:innen Mäusen Steroide. Durch dieses Doping-Mittel nahm die Anzahl der Zellkerne der Muskelzellen zu und blieb auch in der Doping-Pause bestehen. Nach einem anschließenden Belastungstraining nahmen die Muskeln der gedopten Mäuse um 30 Prozent mehr an Masse zu als die Muskeln einer nicht gedopten Vergleichsgruppe. Solche Mittel sind im Profisport zum Muskelaufbau verboten.

Das Muskelgedächtnis ist mehr als das motorische Gedächtnis

Lange Zeit war es unklar, wie das Muskelgedächtnis funktioniert und wo es sitzen soll. Bislang erklärten sich die Fachleute den schnellen Muskelaufbau damit, dass geübte Sportler:innen effektiver trainieren können.

Das ist sicherlich auch ein Teil der Erklärung. Das Gehirn hat die Bewegungsabläufe schon im motorischen Gedächtnis abgespeichert. Die Abfolgen der Bewegungen sind im Gehirn hinterlegt, ähnlich wie ein Computerprogramm.

Das motorische Gedächtnis erklärt beispielsweise, dass du dich auch nach mehreren Jahren an gelernte Bewegungsabläufe unbewusst erinnerst. Auch wenn du jahrelang nicht auf einem Fahrrad gesessen hast, kannst du dich doch darauf setzen und losfahren. Das Fahrradfahren verlernt man nicht.

Dieses automatisierte motorische Gedächtnis nutzen zum Beispiel:

  • Tennisspieler:innen: Die grundlegenden Bewegungen laufen automatisch ab, dafür können sie sich ganz auf den Spielablauf und ihre Taktik konzentrieren.
  • Tänzer:innen: Das motorische Gedächtnis hilft ihnen, die komplexen Choreografien automatisch abzurufen.
  • Musiker:innen: Durch regelmäßige Übung können sie auf die gespeicherten Bewegungsabläufe zurückgreifen und sich auf die Interpretation der Musikstücke konzentrieren.

Das motorische Gedächtnis erklärt jedoch nicht, warum du nach einer Trainingspause schnell wieder dein altes Kraftpotenzial erreichen kannst. Dafür ist der Muscle-Memory-Effekt zuständig. Dadurch „erinnern“ sich deine Muskeln an früheres Wachstum und können darauf aufbauen.