Chlor im Trinkwasser ist in Deutschland eher selten. Wenn du auf Reisen bist, kann dir gechlortes Wasser hingegen öfter begegnen. Was du beim Konsum dieses Wassers beachten solltest, erfährst du hier.
Den typischen Chlorgeruch verbindest du vermutlich vor allem mit einem Besuch im Schwimmbad. Dort dient Chlor als günstiges Desinfektionsmittel und bekämpft Verunreinigungen und damit zusammenhängende Keime. Chlor im Trinkwasser erfüllt eine ähnliche Funktion. So soll das chemische Element das Wasser von Bakterien und Krankheitserregern befreien und so trinkbar machen.
In Deutschland gibt es strikte Grenzwerte für die Verwendung von Chlor im Trinkwasser. Nur in Ausnahmesituationen setzen Wasserversorger mehr Chlor ein. Im Ausland, zum Beispiel in Australien, England oder den USA, ist stärker gechlortes Trinkwasser hingegen der Normalfall. Doch auch dort liegen Grenzwerte vor, die garantieren, dass die menschliche Gesundheit nicht gefährdet wird.
Chlor im Trinkwasser: Deshalb kommt es zum Einsatz
Chlor ist ein chemisches Element, das einen starken Eigengeruch aufweist, gasförmig ist und sich gut in Wasser löst. In hohen Mengen ist es hochgiftig für den menschlichen Organismus. In Maßen eingesetzt tötet es hingegen Krankheitserreger ab, die dem Menschen ebenfalls schaden können.
Um die gesundheitliche Qualität von Trinkwasser beurteilen zu können, richten sich Wasserwerke nach dem Gehalt an den sogenannten EHEC-Bakterien (Enterohämorrhagische Escherichia coli), bestimmte Stämme des Darmbakteriums E. coli. Dabei handelt es sich um Krankheitserreger, die leichte bis schwere Magen-Darm-Erkrankungen auslösen können. Manche E. coli-Stämme bringen auch gar keine Symptome mit sich. Bei einer Infektion kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Im schlimmsten Fall kann diese in einer schweren Darmentzündung, Blutarmut und Nierenschwäche enden und somit lebensbedrohlich werden.
Um die Sauberkeit unseres Trinkwassers zu gewährleisten, gilt in Deutschland die Trinkwasserverordnung. Laut dieser dürfen E. coli-Bakterien in 100 Millilitern Trinkwasser kein einziges Mal vorkommen. Deshalb nutzen einige Wasserwerke Chlor, um die Erreger abzutöten. Doch auch dafür gibt es klare Richtlinien: Der Grenzwert für Chlor im Trinkwasser liegt laut der Süddeutschen Zeitung (SZ) in Deutschland bei 0,3 Milligramm pro einem Liter Wasser.
In anderen Ländern sind diese Grenzwerte deutlich höher angesetzt. In Australien beispielsweise liegen sie bei fünf Milligramm pro Liter. Auch England und die USA setzen Chlor im Trinkwasser deutlich flächendeckender ein, als dies in Deutschland der Fall ist.
Laut der SZ verwenden etwa die Hälfte aller deutschen Wasserwerke Chlor hingegen nicht mehr routinemäßig in der Trinkwasseraufbereitung. Sie greifen auf tief gelegenes Grundwasser zurück. Dieses wurde bereits durch verschiedene Schichten des Bodens gefiltert. Dort bleiben die Krankheitserreger hängen. Liegt das Wasser dann unter sandigem oder lockerem Boden, ist es zudem gut vor neuen Keimen geschützt.
Auch Ozon oder UV-Strahlen kommen teilweise als Desinfektionsmethoden zum Einsatz. Das Ozon muss jedoch wieder entfernt werden, bevor das Wasser in die Leitungen kommt.
Mehr Chlor im Trinkwasser: Auch in Deutschland
In Deutschland kommt es nur in Ausnahmefällen zu höheren Chlorwerten im Trinkwasser. Das gilt vor allem nach starken Regenfällen. Denn dann weichen die Wassermassen den Boden auf. Das Wasser kann nicht mehr einsickern und vom Boden gefiltert werden, sondern schwimmt an der Oberfläche. Dieses Oberflächenwasser kann stark verunreinigt sein und kann deshalb nicht ohne Zusätze als Trinkwasser in unsere Leitungen fließen.
Gibt es in solchen Fällen keine Warnungen von den örtlichen Gesundheitsämtern, kannst du auch das stärker gechlorte Wasser bedenkenlos trinken. Sind die Chlorkonzentrationen hingegen stark erhöht, empfehlen Behörden Leitungswasser vor der Benutzung abzukochen. Dann verdampft das Chlor im Trinkwasser.
Trinkwasser auf Reisen: Das solltest du beachten
Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention analysieren weltweit die Qualität des Leitungswassers und informiert, in welchen Ländern du Leitungswasser bedenkenlos trinken kannst. Laut den Ergebnissen kannst du dies auch in Ländern tun, in denen höhere Grenzwerte für Chlor im Trinkwasser gelten, wie zum Beispiel in den USA oder Australien.
Für Menschen, die aus Deutschland in der Regel chlorfreies oder chlorarmes Leitungswasser gewöhnt sind, kann nur eventuell der Geschmack und der Geruch störend sein. So riechen die meisten Menschen den stechenden Chlorgeruch schon ab einer Konzentration von 0,6 Milligramm pro Liter.
Die Süddeutsche Zeitung berichtet jedoch über Studien, die Hinweise darauf geben, dass hohe Chlorwerte im Trinkwasser eventuell das Krebsrisiko leicht erhöhen können. Dieser Zusammenhang ist jedoch bislang nicht eindeutig wissenschaftlich geklärt.
Schwangere, Stillende, Babys und Kleinkinder sollten stärker gechlortes Wasser generell möglichst meiden. So können hohe Chlorwerte für Kinder im Mutterleib und in den ersten Lebensjahren chronische Erkrankungen auslösen und die Ausbildung des Gehirns oder des Immunsystems beeinflussen.
Chlor im Trinkwasser: So wirst du es los
Wenn du für längere Zeit im Ausland lebst und gern chlorfreies Trinkwasser genießen möchtest, kannst du dir dafür eine spezielle Filteranlage zulegen. Diese filtern meist mithilfe von Aktivkohle das chemische Element aus dem Wasser. Für kurzfristigere Aufenthalte lohnt sich die Anschaffung einer Trinkflasche, die einen Wasserfilter enthält, der den Chlorgehalt reduziert. Beides ist langfristig kostengünstiger und nachhaltiger, als ständig Wasser in Plastikflaschen zu kaufen.
In Deutschland sind Wasserfilter hingegen oft überflüssig und bei falscher Benutzung sogar gesundheitlich bedenklich. Mehr dazu erfährst du unter Wasser filtern: Wie sinnvoll sind Wasserfilter von Brita & Co.?
Beachte: Befindest du dich in einem Land, in dem das Leitungswasser typischerweise verunreinigt ist, solltest du dich vorher genau informieren, ob und mit welchen Filtern oder Methoden du das Wasser zum Verzehr aufbereiten kannst. Sonst riskierst du schwere Erkrankungen.